Laufbericht CCC 2013 (101 KM, 6106 HM)

Gemeinsam mit Alexandra und Markus Weißberg mache ich mich auf nach Chamonix zum grossen Trailabenteuer.
Beide sind nicht nur äusserst nette Ultramarathonläufer, sondern kennen sich glücklicherweise auch noch sehr gut in Chamonix aus, so dass wir die relevanten Orte schnell finden. Markus wäre sich auch ein ausgezeichneter "Wetten dass"-Kandidat, da er scheinbar jedes Wegstück des Trails auswendig kennt.
Also gehts zuerst zur Startnummernausgabe, wo bereits viele Hundert andere Ausdauersportler warten. Schliesslich geht dann alles aber doch schneller als erwartet und die Pflichtausrüstung wird auch akzeptiert. Nach einem kurzen Besuch auf der Laufmesse und unserem Hotel, was schön am Ortsrand liegt, fahren wir weiter zum Deutschen Haus. Thomas Bohne und Judy Ng haben alles bestens organisiert, allerdings ist von der Pasta-Party leider keine Pasta mehr übrig. Deshalb geht es nach dem angeregten Gesprächen mit Trailschnittchen Julia Böttcher und anderen Athleten noch zum Carboloading in die sehr schöne Innenstadt. Ein kurzer Besuch beim Ziel rundet den langen und spannenden Tag ab.

Das Rennen

Der Freitag beginnt früh, denn wir müssen ja noch mit den anderen 1900 Startern per Bus nach Courmayeur gebracht werden. Der Startbereich ist entsprechend voll und eine gewaltige Vorspannung liegt in der Luft. Wir sind im dritten Startblock und werden unsere lange Reise um 9.30h beginnen. Mein Rucksack scheint der grösste und schwerste aller Teilnehmer zu sein. Das kann ja was werden!

Der Anstieg zum Tete de la Tronche ist lang, steil und führt auf über 2500m Höhe. Anfangs kommt es noch zu Staus und einige Starter haben jetzt bereits grosse Probleme, dabei sind noch keine 10km vorbei. Nach über 3 Stunden bin ich endlich oben. Ein Wahnsinn!

Der weitere Weg nach Aruva (1.Kontrollpunkt bei Km26) verläuft problemlos, ausser dass mein rechter Knöchel schmerzt, aber da gibt es Schlimmeres. 20 Minuten vor der Zeitkontrolle bin ich da.Nun folgt der zweite lange Anstieg zum Grand Col Ferret, wo ein kalter Wind weht. Ich ziehe Pulli und Mütze an, aber nach zwei Minuten Downhill wird mir wieder warm und zumindest die Mütze muss wieder runter. Kurz vorm zweiten Kontrollpunkt in La Fouly (Km 40) bemerke ich, dass ich meinen Zettel mit dem Profil und den Kontrollzeiten verloren habe. Verdammter Mist! Das hätte nicht passieren sollen.

Glücklicherweise gibt es in jedem Versorgungszelt das Profil und die nächste Sollzeit zum Ablesen. Inzwischen habe ich eine Stunde auf das Zeitlimit herausgelaufen.

Bis Champex-Lac (Km 54) sollte ich sicher kommen. Es geht nun auf leichten Pfaden meist bergab und ich lasse es rollen. Wir laufen in die Dämmerung und spätestens im Anstieg muss die Stirnlampe genutzt werden. Jetzt wird die Strecke genauer fixiert, denn der Lichtkegel lässt nur einen kleinen Teil der strecke einsehen.

In Champex-Lac gibt es dann sogar Pasta zur Stärkung und ich bin froh meinen Rucksack, der sicher 4kg wiegt mal absetzen zu können. Um 22.15h gehts weiter über den bovine nach Trient. Mein MP3-Player ist inzwischen auch leer. Jetzt muss alle Motivation von innen kommen.

Um es kurz und deutlich zu sagen: der Aufstieg ist gut und der Abstieg mittelmässig. Bergab ist leider nicht meine Stärke, so dass mich einige Läufer überholen. Inzwischen habe ich aber immerhin 90 Minuten auf die Sollzeit rausgelaufen. In Trient bleibt dann auch die Zeit um endlich mal die ganzen kleinen Steine aus meinen Schuhen zu holen, die mich schon seit Stunden nerven.

Der weitere Weg über den Catagne (2027m) geht gut, aber der Abstieg ist der schlimmste des ganzen Rennens. Technisch anspruchsvoll, komme ich nur langsam voran und werde ständig überholt. Die Müdigkeit tut ihr Übriges dazu, dass meine Stimmung langsam sinkt. Glücklicherweise taucht dann Vallorcine doch noch zwischen den Bäumen auf und ich komme unverletzt um 4.45h in der letzten Verpflegungsstelle an. Da alles überfüllt ist, nehme ich nur eine kurze Suppe im Stehen und weiter gehts auf die letzten 20 Kilometer.

Mit dem Tete aux Vents wartet der letzte lange Anstieg und es wird auch langsam hell. Nun gibt es deutlich mehr Steinstufen zu erklimmen und das stetige Bergauf fordert die letzten Kräfte. Oben erscheinen die Berggipfel bereits im ersten Licht als der Abstieg beginnt. Meine linke Schienbeinmuskulatur krampft inzwischen und ich komme nur noch flott gehend voran.

Als ich Chamonix durch die Baumtämme entdecke, entschliesse ich mich nochmal anzulaufen. Es sind noch etwa 4 Kilometer bis zum Ziel und es geht erstaunlich gut. In der Stadt überhole ich nochmal über zehn Läufer. Meine Uhr ist inzwischen bei 23:59:59 stehengeblieben. Dafür jubeln mir immer mehr Menschen ein "Bon courage" zu.

Es ist geschafft und ich renne im Ziel fast noch die Renndirektorin um. 24:06:32 ist meine offizielle Zielzeit. 10.bester Deutscher bin ich geworden. Ich bin sehr erleichtert, das Ziel erreicht zu haben. Es war ein sehr langer Lauf in fantastischer Umgebung. Zum Glück war das Wetter gut. Die rote Finisher-Weste gibts zur Belohnung gleich dazu. Es ist vollbracht - der härteste Lauf meines Lebens!

 

 

Meine neun Videos als Youtube-Playlist (sehr zu empfehlen):

http://www.youtube.com/watch?v=2oHLDicS9hc&list=PLDY_THCsCQRRoysWMY3yIVNKKzgsXEbYP

Ausflug zum L'Aiguille Du Midi (3842m)

Nach einer ausgiebigen Dusche fahren wir wieder in die Innenstadt. Die Weltstars des UTMBs werden gleich finishen. Und tatsächlich werden die Schnellsten die 160km unter 21 Stunden absolviert haben. Der absolute Wahnsinn!
Gemeinsam mit MArkus geht es per Seilbahn auf den L'Aiguille Du Midi. Auf 3842m hat man einen fantastischen Überblick auf Mont Blanc und die ganzen umliegenden Felsspitzen. Da Samstag ist, sind viele Seilschaften unterwegs und es gibt viele tolle Fotomotive in der dünnen Luft zu erblicken.
Ein gemütlicher Abend in der kleinen Bar am Hotel lässt den Abend ausklingen. Wir können uns ausruhen, während sich der Grossteil der UTMB-Starter durch die Nacht kämpft. Deshalb lassen wir es uns vor der Abreise auch nicht nehmen und schauen nochmal beim Ziel vorbei. Immer noch kommen viele Athleten ins Ziel und werden gebührend gefeiert.

Mein Dank gilt Alexandra und Markus Weißberg für die wirklich tolle Zeit!!!