Als ich mich im Januar für diesen Lauf anmeldete, konnte ich noch nicht ahnen, dass es ein besonderer Lauf werden sollte.
Denn es folgte, statt ordentlichem Lauftraining, ein Bänderriss, Arztbesuche und die Unsicherheit, ob und wann ich wieder laufen kann.
Glücklicherweise schreitet die Heilung ganz ordentlich voran, so dass ich mich kurzfristig zu einem Start in Münster entscheide. Wer will sich schon den Lauf in einer Bunderswehrkaserne entgehen lassen. Die Möglichkeit hat man ja auch nicht alle Tage.
Die Lützow-Kaserne in
Münster-Handort ist eine Kaserne der jüngeren Geschichte der Garnisonsstadt Münster. Nach Wikipedia begann die Stadt Münster In den 1930er Jahren mit Hilfe der Provinz Westfalen in Handorf mit dem Bau des
Flughafens Flugplatz Münster-Handorf. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Flughafen von verschiedenen Einheiten der Luftwaffe genutzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmten die Briten das Gelände und brachten in den nicht zerstörten Gebäuden Flüchtlinge unter. 1956 wurde mit dem Bau der Lützow-Kaserne begonnen. Im März 1959 wurden die ersten Gebäude der neuen Kaserne von der Bundeswehr bezogen.
Ebenfalls im Jahr 1959 wurde auf Teilen des ehemaligen Flughafengeländes eine Nike-Abwehrstellung der niederländischen Luftstreitkräfte stationiert. Nach dem Abzug der Nike-Abwehrstellung in den 1980er Jahren
übernahm die Bundeswehr das Gelände und die Lützow-Kaserne wurde erweitert.
Es ist recht frisch als ich in Münster ankomme. Maximal sechs Grad sind vorausgesagt, dazu am Nachmittag Regen.Aber im Sommer kann ja jeder laufen. :-)
Am Eingang der Kaserne herrscht höchste Sicherheitsstufe (Alpha). Jeder Teilnehmer muss seinen Ausweis vorzeigen, bevor er überhaupt mal einen Fuss aufs Gelände setzen darf. Das geht erstaunlich zügig, aber bei 333 Teilnehmern ist es gut, dass ich mich nicht erst auf den letzten Drücker angestellt habe.
Organisator Christian Pflügler hat eine schöne 2505m lange Runde ausgesucht, die zum grossen Teil auf Asphalt verläuft.
Schon vorher habe ich mir genau angesehen, wo sich mein Becher am Verpflegungsstand befindet, denn wenn hier die grosse Masse gemeinsam ankommt, könnte es ansonsten lustig werden.
Kurz nach 10 Uhr geht es los und ich laufe erstmal mit der Masse mit. Es geht gut! Ich habe mich für die weichen Schuhe von Kalenji entschieden und bin nach 15 Minuten das erste Mal rum. 10km/h sind recht flott, dafür dass ich vorsichtig laufe. Wie immer bei Rundstrecken sind die ersten 2-3 Runden besonders spannend, dann kennt man die Strecke und kann den Blick auch mal schweifen lassen.
Ein bisschen komme ich mir tatsächlich vor wie Agent Clarice Starling am Anfang des Films "Das Schweigen der Lämmer", wo sie auf dem FBI-Trainingsgelände unterwegs ist.
Es ist kühl, in der Ferne leicht neblig, dazu Kasernen und einige Trainingsgeräte im Gelände. Nur Bösewichte gibt es hier nicht, dafür viele Läufer und gegen Ende der sechs Stunden auch wenige Zuschauer und ausserhalb des Zauns Hundespaziergänger.
Die 15-Minuten-Runden kann ich einige Zeit halten, dann werde ich langsam etwas langsamer. Aber das Wichtigste ist: der Knöchel macht mit. Er tut nicht weh! :-) Das ist ja schon mal die Erkenntnis des Tages!
Irgendwann schmerzen die Oberschenkel (komisch, ohne Training) und nach vier Stunden setzt Regen ein. Jetzt wird es doch etwas zäh. Ich bin froh, als erst die Marathonstrecke fällt und schliesslich nach 45 Kilometern das Rennen für mich beendet ist. Es wäre zwar noch fast eine Stunde Zeit, aber ich habe genug.
Passend zum Ort gibt es als Finisher-Medaille eine schöne Militär-Plakette.