24h-Lauf in Steenbergen (NL)

Anreise und Stadtrundgang

Am Samstag, 09.Mai, breche ich am Vormittag mit dem Auto Richtung Westen auf. Steenbergen ist eine kleine Gemeinde in der Provinz Nordbrabant und das Ziel meines nächsten Laufabenteuers.

Gegen Mittag habe ich den Weg in die 11900-Seelen-Stadt hinter mich gebracht und treffe bereits auf die abgesperrte Laufstrecke.

Schnell habe ich mir meine Startnummer 24 gesichert und bin gespannt, was mich bei diesem internationalen 24-Stunden-Lauf erwarten wird. 24 Stunden können sehr lang werden - das ist klar. Aber dazu später mehr.

Zunächst sichere ich mir noch einen guten Parkplatz an der Strecke - von hier aus kann ich mich während des Rennens wortwörtlich "aus dem Kofferraum"  versorgen und mache noch eine kleine Stadtbesichtigung.

Besonders schön ist die Dorfkirche aus dem Jahr 1693 und die kleinen idyllischen Gassen.

Als ich zum Auto zurückkomme, staune ich nicht schlecht: die anderen Teilnehmer haben Pavillons, weiche Liegestühle und Tische aufgebaut und richtige Support-Teams (Familie und Freunde) mitgebracht. Sie sind also deutlich besser vorbereitet als ich.

Dann ist es auch schon  Zeit zum Start zu gehen. Auf dem Weg dorthin, fällt mein Blick auf ein Plakat an einem Wohnmobil: "Es gibt zwei Arten von Schmerzen. Einer, der weh tut und einer, der Dich weiterbringt." 


 

Das Rennen

Punkt 15 Uhr geht es los. 64 Starter aus 13 Nationen wagen sich an das grosse Abenteuer.

Wir geben uns gegenseitig die Hände und wünschen uns viel Glück. Während der Bürgermeister seine Begrüssungsworte spricht, schweifen die Gedanken in die Zukunft. Was werden die kommenden Stunden bringen und wie werden wir die unvermeidlichen Schmerzen ertragen können.

Dann geht es los! Die Blaskapelle spielt Stimmungsmusik und wir lernen die 2,3km lange Strecke kennen.

Ich nehme mir vor, nicht zu schnell zu starten, denn 24 Stunden sind unendlich lang und nach hinten raus kann man extrem viel verlieren.

Die Strecke ist weitgehend flach und verläuft bis auf wenige Pflastersteine auf Asphalt oder Fußwegen. Zuerst geht es am Verpflegungsstand und den Autos vorbei. Dann vorbei an den Überresten der alten Stadtmauer und dem Friedhof, bis man auf dem kurvigen Krommeweg wieder Richtung Start zurückläuft.

Auf dem Weg ist noch "km 1" markiert, was ein Anhaltspunkt ist und die Monotonie etwas unterbricht.

Wobei erstmal keine Monotonie aufkommt, denn in den ersten Stunden gibt es zwei kräftige Regenschauer. Glücklicherweise bleiben meine Schuhe und Socken trocken und durch den brausenden Wind ist die Strecke am Abend auch wieder trocken.

In den ersten Stunden bleibe ich in jeder Runde auch immer konstant unter 20 Minuten pro Runde und habe am frühen Abend den ersten Marathon absolviert. Immer wieder merke ich einen kleinen Stein im linken Schuh, den ich aber ignoriere, was sich später als fatal herausstellen sollte.

So ziehen die Stunden dahin. Gegen Mitternacht tun mir die Füsse ziemlich weh und ich entschliesse mich dazu die Schuhe zu wechseln. Dabei stelle ich leider fest, dass ich eine grosse Blase an der linken Ferse habe, da sich im linken Socken ein Muschelstück versteckt hatte und erheblichen Schaden angerichtet hat. Ausserdem schmerzen meine hinteren Oberschenkel von den Kompressionsstulpen, die ich neu habe und sicher nicht noch einmal während des Laufens tragen werde (sowas bekommt man leider beim Praxistest heraus). 

Mitten in der Nacht wird es empfindlich kalt und da ich weder Mütze noch Handschuhe dabei habe, entschliesse ich mich etwas im Auto auszuruhen. Da klappt sogar ganz gut und gegen 6 Uhr bin ich wieder unterwegs. Die Sonne geht auf und die liebevoll an der Strecke aufgestellten Kerzen werden überflüssig. 

Einige Starter haben bereits aufgegeben oder mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Nun ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Und noch kann man viele Stunden laufen. Ich mache die 100 Kilometer voll und mache weiter. Schritt für Schritt. Aber im Laufe des vormittags sehe ich ein, dass vorher gemachten Fehler eine Top-Platzierung verhindern werden. Also wird der Kopf langsam müde und ich entschliesse mich noch bis 111 Kilometer zu laufen und dann aufzuhören.

Nach 21,5 Stunden und 48 gelaufenen Runden ist für mich Schluss. Ich sage dem Wettkampfrichter über meine Entscheidung bescheid, begebe mich zur Massage und verabschiede mich von meinen belgischen Nachbarn, bevor ich die holländische Provinz verlasse.

Ergebnis: Platz 32 und zweitbester Deutscher Teilnehmer. Damit bin ich sehr zufrieden!

 

Fazit: Es war eine schöne Veranstaltung. Ich habe viel gelernt und hoffe, einige gemachte Fehler beim nächsten Mal nicht mehr zu begehen!