Nach dem Orinoco-Delta gilt es erstmal viele Kilometer zurückzulegen, ehe sich die Tafelberge am Horizont zeigen werden.
Zunächst überqueren wir den Orinoco und erkennen, wie gewaltig die Dimensionen sind - da kann der Rhein aber einpacken. Wir reisen weiter Richtung Süden und machen zunächst eine Pause im Stadtpark von Puerto Ordaz und San Felix. So richtig weiss ich nicht, was mich hier erwarten soll, aber die Wasserfälle von nahe gelegenen Stausee sind wirklich beeindruckend. Fantastisch!
Gegen Abend erreichen wir die Goldgräberstadt El Callao.
Ab nun geht es per Jeeps weiter. Die Strassen werden ruppiger.
Derek macht es möglich und wir bekommen die Chance eine Goldmühle zu besichtigen. Gerade wird dort mittels Quecksilber das Gold (24-Karat) aus dem Gestein gewonnen.
Weiter geht es durch die tropische Vegetation hoch in die Gran Sabana. Ein weiterer Bootsausfall samt kurzer Wanderung bringt uns am späten Freitag zum Wasserfall Chinak Meru, der sich 115 Meter in die Tiefe stürzt.
So geht ein langer Reisetag zuende und der nächste Morgen empfängt uns mit Nebel. Dabei wollten wir doch heute in einem Wasserfall baden ...
Zum Glück ist die Sonne stark und bald das Wetter wieder top. So können wir den zweiten Reisetag nach Santa Elena geniessen - mit zahlreichen Fotostops mit Wasserfällen und Tafelbergen.
Hier bietet sich die letzte Gelegenheit einzukaufen und für die kommenden Trekkingtage vorzubereiten.
Die Jeeps bringen uns in knapp zwei Stunden zum Startpunkt - Paraitepuy. Wie Derek so schön gesagt hat: das Gepäck tragen echte Männer selber - also beginne ich mit knapp 10kg Gepäck die Tour.
Unser erstes Tagesziel ist das Camp Kukenan. Das erste Teilstück ist etwas wellig und somit lässt auch der erste Anstieg nicht allzu lange auf sich warten. Es geht noch etwas mühsam, aber ich bin zufrieden und erreichen wir an der Brücke unsere Mittagsstation. Es gibt leckere Sandwiches und etwas Obst.
Das Wetter hält sich und der beeindruckende Roraima kommt langsam näher.
Am Nachmittag kommen noch zwei Flußquerungen, die wir gemeinsam meistern (ich wechsele auf Wasserschuhe, andere bevorzugen Socken) und dann ist das Camp gemeinsam mit einer brasilianischen Gruppe erreicht.
So geht der erste ereignisstarke Wandertag zuende und wir lernen noch die Puri-Puri-Fliegen kennen - unangenehme Biester.
Heute wird es heftig werden.
Vier Abschnitte gilt es zu absolvieren: zum Base-Camp, durch den Wald, die Rampe und das Plateau.
Der erste Abschnitt führt uns weiter an den Roraima ran. Es geht immer geradeaus, meist leicht bergauf. Ich komme gut voran und gegen 9.30h ist das Base-Camp auf 1500 Metern bereits erreicht.
Hier machen wir eine lange Pause, geniessen das Wetter und jeder lässt den Blick über die beeindruckende Gipfelwand gleiten - wo wird hier der einzige Aufstieg langgehen?
Um 12.30h geht es weiter. Und überraschenderweise kommen nun einige leichtere Kletterpassagen. Mit dem Gepäck und bei der Wärme ist es nicht ganz einfach. Ich mache unterwegs immer wieder Pausen und komme gegen 14 Uhr am kleinen Wasserfall an. Hier beginnt die Rampe. Nun geht es nach links immer an der Wand entlang, stetig höher.
Manchmal sehe etwas vor mir einzelne Mitreisende und kann den Weg in der Wand erkennen. Gerade zum Ende hin wird es sehr steil und ein hoher Wasserfall muss durchquert werden. Über grössere Steine geht es nun Stück für Stück höher und um 16 Uhr ist das Gipfelplateau erreicht, wo Derek schon wartet.
Jetzt ist es an der Zeit die Kamotten zu wechsel und einige Fotos zu machen, denn hier oben ist es kühler.
Um 17 Uhr beginnt der letzte Abschnitt zu unserem "Hotel". Gemeinsam erreichen wir im Dunkeln unseren Platz. Es ist kühl und wir sind ein bisschen unsicher, wo hier all die Zelt später stehen sollen.
So harren wir also lange im Dunkeln aus und machen uns warme Gedanken ... Wie sagt schon Extrembergsteiger Alexander Huber: gerade an solche Nächte erinnert man sich später noch ganz genau zurück. :-)
Letztlich verbringe ich die Nacht zu viert in einem 2-Personen-Zelt - sicher und warm.
In der Zelt sind alle Zelte eingetroffen und werden im Laufe des Vormittags aufgebaut werden. Dafür hat es mich etwas erwischt - ich habe etwas Durchfall und Magenprobleme.
Unsere morgentliche Tour bringt uns die Besonderheiten der einzigartigen Landschaft näher und am Ende wartet noch eine waghalsige Höhlentour auf die Mutigen. Wir dringen weit in die Höhle vor und stossen in einer kleinen Pfütze sogar auf ein anderes Lebewesen.
Mittags kann ich schon wieder etwas essen, unseren Zeltplatz auf der Rückseite des Felsens bestaunen und begleite die Tour zur Kante des Plateau. Anfangs ist das Wetter auch noch ok, aber dann fängt es wieder an zu schütten.
Mein Körper sehnt sich noch Schlaf und so geht der Tag noch einer Tasse Kakao früh zuende.
Heute gilt es den ganzen 2.Tag wieder zurückzulaufen. Über Nacht hat der Wind den Nebel so unter unseren Überhang geweht, dass mein Rucksack nass ist - Zeit abzusteigen. Gerade die Klettereinlagen im unten Teil der Wand werden knifflig werden!
Es geht also wieder steil bergab und jeder geht in seinem Tempo. Der grosse Wasserfall gibt mir eine kostenlose Dusche und ich frage mich, ob das alles jemals wieder trocknen wird.
Trotz der rutschigen Steine komme ich gut voran und rutsche nur einmal aus, kann mich aber sofort wieder abfangen. An der Stelle, wo die Rampe in den Wald übergeht, bin ich mir einmal unsicher, wo der richtige Weg langgeht, den heute ist deutlich mehr Wasser am Berg als noch vorgestern. Aber aufsteigende Leute bestätigen meinen Verdacht und ich kann weiter konzentriert absteigen.
Die wenigen Kletterpassagen werden dann etwas heikler, aber mit Mut und Geschick stehe ich dann gegen Mittag wieder im Base-Camp. Hier gibt es Reis mit Bohnen und einen ordentlichen Regenguss.
Die spätere Flußquerung am Rio Kukenan wird nochmal richtig spannend werden, aber gemeinsam kommen wir ohne Verluste auf der andere Seite an.
Im Camp am Rio Tek gibt es wieder die erste Cola und der ungläubige Blick zurück auf das gewaltige Roraim-Massiv - kaum zu glauben, dass wir da gerade noch oben standen.
Heute geht es also den Tag1 zurück. Und wie erwartet zieht sich die Strecke doch etwas. Gegen 7 Uhr laufen wir los und zum Glück bleibt es trocken. Es bieten sich nochmal beeindruckende Ausblicke auf die Tafelberge. Die Beine sind dann doch etwas schwer und jeder hängt seinen Gedanken nach. Heute wird es wieder eine warme Dusche geben! :-) Nach 3,5 Stunden ist Paraitepuy erreicht.
Den Wolf, den ich mir gestern gelaufen habe, geht es inzwischen auch wieder besser. Er wird abheilen!
So kehren wir nach der Gepäckkontrolle und einem ordentlichen Mittagessen nach Santa Elena zurück.