Nach langer Flugzeit spuckt uns der Iberia-Flieger in Caracas aus. Die Einreiseformularien sind schnell erledigt, doch am Gepäckband stellt sich bereits Ernüchterung ein: wie erwartet ist das Hauptgepäck nicht mitgekommen. Ich bin also die nächsten Tage mit sehr leichtem Gepäck unterwegs.
Glücklicherweise erwartet uns in der Empfangshalle bereits Derek, der dieses Problem, wie alle anderen Herausforderungen der kommenden Tage, gut lösen wird.
Die kurze Fahrt ins Hotel gibt einen kurzen, ersten Einblick von Venezuela und im Hotel gibt es dann die nächste Herausforderung: wo verstaut man am besten die ganzen Bolivar?
Ein früher Flug nach Barcelona bringt uns weiter Richtung Osten und Fahrer Jesus in unsere Truppe. Er wird uns die nächsten Tage gut und sicher mit dem Bus transportieren.
Der erste Stop ist das Fischerdorf Mochima. Die Sonne brennt gnadenlos und ich bin froh über Schatten und kühlende Getränke. Alle "Gepäcklosen" haben hier auch die Möglichkeit Sonnencreme und Zahnpasta einzukaufen und von irgendwo zaubert Derek tatsächlich auch Zahnbürsten hervor. Mit wie wenig man zufrieden sein kann!
Nach kurzem Spaziergang erwartet uns bereits ein Boot, das unsere Gruppe zum Playa Blanca fahren wird. Hier ist es sehr idyllisch. Ohne Badehose kann ich mir zwar kein schönes Bad im karibischen Meer gönnen, aber der leckere Fisch und Seeigel, Leguan und Eidechse als Fotomotive machen das locker weg.
In Rio Caribe, unser Standort für zwei Tage, bleibt am nächsten Morgen noch genug Zeit für einen kurzen Abstecher zum Strand, wo sich die Pelikane an den Fischerbooten tummeln.
Es läuft ein kleiner Markt und die Einheimischen fahren in ihren alten, amerikanischen Limousinen herum. Ihnen macht die Sonne, die bereits um 8 Uhr stark vom Himmel strahlt, wohl nicht mehr viel aus. Mit Lichtschutzfaktor 50 fühle ich mich gut versorgt und beim Spaziergang entlang der Strandpromenade stellt sich bereits eine innere Zufriedenheit ein - ich fühle mich angekommen und bin bereits für spannende Entdeckungen.
Heute hat sich Derek auch zwei schöne Dinge überlegt: zunächst geht es zu einer Schokoladen-Produktion mit angeschlossener Kakao-Plantage. Umgeben von Kakao-Pflanzen lassen wir uns in die Geheimnisse des Anbaus und Erntens einweisen, bevor wir einen Blick auf die Produktionsanlagen werfen dürfen und die köstlichen Erzeugnisse probieren dürfen. Am besten geschmeckt hat mir die Schokolade mit drei Gewürzen. :-)
Allzu lange können wir uns hier allerdings nicht aufhalten, denn Klaus Müller erwartet uns bereits in seiner Stiftung Vuelta Larga. Vorher war ich ja etwas skeptisch, was ich von dem ausgewanderten Schwaben halten sollte, aber seine Ideen sind interessant und scheinen gut durchdacht.
Es wird ein sehr spannender Nachmittag und wir lernen Klaus' Wohnkonzepte kennen, dürfen seine entworfenen Möbel ausprobieren und essen mittags Büffel-Frikadellen aus eigener Herstellung. Ein Mann mit grossen Visionen. Was davon wirklich umsetzbar ist, wird die Zukunft zeigen. Der anschließende Spaziergang über sein Land und um den Stausee bildete einen schönen Abschluß, auch wenn sich kein roter Ibis zeigen wollte - die weissen Reihen waren auch das Warten wert.
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Am nächsten Morgen (Sonntag) bleibt noch Zeit für einen kurzen Rundgang durch die Stadt, ehe es weitergeht nach Caripe.
Heute begeben wir uns auf die Spuren von Alexander von Humboldt. Zumindest kleine Teile seiner unglaublichen Schaffens wollen wir uns heute ansehen.
Unser Ziel ist die Guacharo-Höhle, hier leben Massen der gleichnamigen Vögel, auch Fettschwalme genannt. Bevor wir in die riesige Tropfsteinhöhe eintauchen, bleibt noch Zeit für einen Fotostop an der Humboldt-Kirche und ein traditionelles Mittagessen.
Wir wechseln vor der Höhle das Schuhwerk auf Gummistiefel, was auch dringend erforderlich ist. Denjenigen, der diese Tour mit Badelatschen macht, möchte ich gerne mal in den matschigen Bereichen sehen.
Unsere indianisch-stämmige Führerin macht uns immer auf spannende Steingebilde aufmerksam, aber alles geht eigentlich im Lärm der Guacharos unter. Diese Geräuschkulisse ist doch etwas gewöhnungsbedürftig. Wir laufen etwa 500 Meter weit in die Höhle rein, so weit wie das letzte Tageslicht gerade noch reicht. Hier soll Humboldt auch seine Forschungen durchgeführt haben. Wie werden in der Dämmerung zu den Vögeln zurückkehren, aber vorher wollen wir uns noch unseren ersten Wasserfall der Tour erlaufen.
Es geht nahe der Höhle über einen Dschungelpfad bergan. Der freundliche Guide gibt es uns Orangen-, Zitronen- und Pfefferminzblätter zum Schnuppern. So erreichen wir nach einiger Zeit den Wasserfall Salto La Paila, den alle gerne als Fotomotiv nutzen.
Nach dem Rückweg stellen wir uns in den Eingang der Höhle und warten darauf, dass die Guacharos in der Dämmerung ausschwärmen. In der Dunkelheit ist das schwierig zu filmen, aber die Vögel kommen wirklich und zeichnen sich deutlich vor dem Nachthimmel ab - Geräuschkulisse inklusive.
Bevor wir den Tag und Caripe abschliessen, schafft es Derek noch eine Pizzeria zu finden, die hungrige Abenteurer mit Futter versorgt. :-)
Die Nacht verbringen wir in den rustikalen Hütten bei Francesco. Eine Eidechse ist dabei unser Untermieter. Bevor es zur Ranch San Andres weitergeht, bleibt noch Zeit für einen Rundgang über das Anwesen in Caripe und die Besichtigung einer nahegelegenen Kaffeeplantage und - rösterei.
Ich entscheide mich auch für ein Paket venezuelanischen Kaffee als Souvenir.
Um 16.30h erreichen wir die grosse Ranch und machen zu sechst noch einen Ausritt. Ich taufe mein Pferd auf den Namen "Schlußlicht", denn die meiste Zeit traben wir hinter den anderen Pferde hinterher. :-) Aber das liegt wohl eher am Reiter und nicht am Ross.
Die Weite beeindruckt mich am meisten und ich geniesse die Ausblicke und lasse den Blick schweifen. Langsam geht die Sonne unter und ein schönes Barbecue wird den Tag abschliessen.
Heute haben wir einen Frosch im Bad, der sich am nächsten Morgen aber nicht mehr zeigt. Dafür bleibt genug Zeit um die nähere Umgebung zu erkunden und viele weitere Tiere zu entdecken.