210 lange Kilometer liegen vor uns und die Sonne brennt vom Himmel. Es geht vorbei an vielen Tee- und Zwiebelplantagen. Inmitten des Kigezi-Hochlandes fahren wir plötzlich rechts raus und stehen
an den Kitagata Hot Springs. Diese Thermalquellen würde man in Deutschland wohl als Kurort bezeichnen. Hier sitzen auch viele Leute in den heißen Quellen und erhoffen sich Linderung ihrer
Beschwerden.
Annelie und ich riskieren mal einen Schluck und hoffen, dass es keinen Durchfall einbringt (hat geklappt). Mein Eindruck: das Wasser ist unerwartet heiß und schmeckt leicht metallisch.
Nebenbei gibt ein junger Doktor noch viele Hygienetipps, was auf mich etwas surreal wirkt.
Nun geht es stetig immer weiter bergauf und wir haben einen tollen Blick auf den Lake Bunyonyi, immerhin der zweittiefste See Afrikas.
Kurz vor dem höchsten Punkt der Strecke ist der Motor dann überhitzt und wir haben erstmal eine Zwangspause, aber mit lokaler Unterstützung läßt sich auch dieses Problem lösen und wir erreichen
Kisoro mit Einbruch der Dunkelheit - alles bereits fürs große Gorilla-Trekking morgen.
Die Idee für das Highlight war cool: 6h Abfahrt, 8h Loswandern und dann die Berggorillas finden und bestaunen - und so nur leider nicht ganz geklappt. Denn die Anfahrt zum Bwindi
Impenetrable-Nationalpark erfolgt auf ziemlich abenteuerlichen Pisten. Die Strassenverhältnisse werden zunehmend schlechter und nach zwei heiklen Stellen bleiben wir komplett im Schlamm stecken.
Nur um es einmal klarzustellen: die Fahrkünste unserer Fahrer waren exzellent. Die meisten Deutschen hätten sich gar nicht getraut in die Bergstrasse hineinzufahren.
Hier geht definitiv gar nicht mehr. Uns kommen sogar Offroad-Jeeps von weiter oben entgegen. Im Klartext: der Nationalpark ist heute nicht erreichbar und wir sind heilfroh als der Wagen überhaupt
wieder frei ist. Gegen 9h sind wir wieder am Hotel und nun zaubert Isaac den Mgahinga Gorilla National Park aus dem Hut. Kleiner und etwas abgelegen an der Grenze zum Kongo gibt es hier auch noch
eine Gorilla-Familie! :-)
Für unseren Sonderfall wird eine Ausnahme gemacht, denn normalerweise darf nur eine Touristengruppe pro Tag zu den Gorillas und so stiefeln wir um 10.15h doch noch los.
Fast zwei Stunden geht es konstant bergauf, vorbei an der Batwa Cave und steilweise doch recht steil. Inzwischen sind wir auf knapp 2600 Metern angekommen und heftiger Regen setzt ein. Wir haben
zwar die Gorillanester des Vortags erreicht und es kann nicht mehr weit sein, aber es wird nun sehr ungemütlich. Jeder harrt in der Schräge aus und sucht nach Möglichkeit Unterschlupf unter einem
Baum, was auch nicht wirklich hilft.
Nach der Zwangspause sehen wir markante angeknabberte Bambusreste, das Hauptnahrungsmittel der Gorilla und sind endlich da. Wir bekommen letzte Instruktionen, wie wir uns in der nächsten Stunden
zu verhalten haben (Abstand halten, ruhig bleiben, kein Essen oder Trinken) und dann geht es los.
Nach zwei kurzen Schritten sitzt plötzlich Ndugutse, einer der vier Silberrücken, rechts von uns. Ich bin völlig geschockt über die Nähe und seine schiere Größe. Er ist RIESIG. Viel, viel größer
und stärker als die Flachland-Gorillas aus dem Zoo. Oh mein Gott!
Die restlichen acht Tiere der Nyakagezie Gruppe halten sich noch versteckt, aber was der Bursche uns präsentiert ist schon toll. Während ich noch meine Kamera positioniere, läuft er plötzlich auf
uns zu und ich habe keine Möglichkeit mehr auszuweichen, denn unter mir ist Gestrüpp. Ich kann mich nur wegdrehen und beten, denn ich habe doch etwas Angst. Die Ranger haben die Lage aber immer
im Griff und geben uns hilfreiche Tipps, wie wir uns zu verhalten haben. In diesem Fall: ruhig bleiben! Gorillas sind friedlich. Puh!
Nach dem Schrecken tauchen schließlich auch das Weibchen Izanye und die beiden Babys Tulambule und Nsekuye auf. Die Kleinen sind natürlich die heimlichen Helden, toben und klettern aber die
meiste Zeit im Bambusstrauch, was das Fotografieren nicht leicht macht.
Schließlich kommt auch Mark, der führende Silberrücken dieser Gruppe und zweitgrößte Berggorilla der Welt, aus dem Wald und klettert flink auf einen Baum. Manchmal weiß man gar nicht, wo man
zuerst hinschauen soll.
Die Stunde ist natürlich viel zu schnell vorbei und es war ein bewegendes Erlebnis. Zum Abschluß schlägt sich Mark noch einige Male auf dem Brustkorb, als Frage ob wir ihn die Führungsrolle
streitig machen wollen.
Ähm, kein Bedarf. Wie treten freiwilig den Rückzug an, auf dem wieder einmal heftiger Regen einsetzt. Völlig durchnässt erreichen wir das VisitorCenter und bleiben alle sturzfrei, was auf den
teilweise doch sehr steilen Wegen nicht selbstverständlich ist. Dort erhalten wir sogar eine Urkunde für unsere Leistung. Eine schöne Erinnerung für die unvergessliche Begegnung!