Einige Sachen sind am nächsten Morgen immer noch feucht, aber die Sonne strahlt entgegen des Wetterberichts vom Himmel. Das sind schon einmal gute Voraussetzungen für die kommenden zwei Tage, den
die wollen wir am Lake Bunyonyi verbringen (wie vorher bereits geschrieben der zweittiefste See Afrikas).
Auf abenteuerlicher Piste erreichen wir mittags unseren Ausgangspunkt und treffen unseren Guide Arthur. Erster Tagesordnungspunkt: mit dem Einbaum übersetzen.
Auch wenn der Einbaum sehr breit und komfortabel aussieht, ist es eine recht wacklige Angelegenheit, die uns in knapp 20 Minuten trocken auf die andere Seite bringt. Hier geht es bergauf weiter,
stetig und lang. In der Mittagssonne eine schweißtreibende Angelegenheit, die uns zuerst an einer Grundschule vorbeiführt und wir anschließend lokales Hirsebier probieren können (natürlich nur
als Energielieferant :-) ).
Auf dem höchsten Punkt gibt es eine super Aussicht und die Fotoapparate leisten Schwerstarbeit. Hier gedeihen wundervolle Blumen und Kräuter. Apropos Kräuter, wir haben noch einen Termin beim
lokalen Heiler, der uns in die lokale Kräuterkunde einweiht und Marc erstmal ein Heilmittel gegen seine Erkältung verabreicht. Der Kräuter-Schnupftabak wirkt dann auch sofort.
Bis zu Anna ist es dann nur noch ein kurzes Stück bergab. Dort gibt es lokales Essen und anschließend erteilt uns die Künstlerin eine Einweisung in ihre Knüpf- und Flechtkunst. Wir machen jeder
ein einfaches Armband aus Blättern, was bei Anna auch ziemlich leicht aussieht, aber den interessierten Europäer schnell an seine Grenzen führt. Nebenbei erzählt sie aus ihrem Leben (10 Kinder
großgezogen) und dass sie bereits mit 12 Jahren mit dem Kunsthandwerk angefangen hat. Ihre Produkte wie Hüte, Schachteln oder Anhänger kann man direkt vor Ort erwerben. Das war ein
eindrucksvoller Nachmittag und jeder trägt sein persönliches Armband mit Stolz am Handgelenk. Nun geht es bergab zum Seeufer, wo bereits die Einbäume auf uns warten.
"Jetzt fahren wir übern See, übern See, jetzt fahrn wir übern See". Doch anders als im gleichnamigen Kinderlied haben wir eine ganz schön lange Strecke vor uns. Nun muß jeder mitpaddeln und das
ist auch dringend nötig, denn es sind bereits dunkle Wolken am Himmel aufgezogen. Unsere Vierer-Crew hat den Bogen noch nicht so ganz raus, denn wir fahren häufig im ZickZack oder stoßen mit den
Paddeln zusammen. Erschwerend kommt hinzu, dass unser Einbaum recht instabil im Wasser liegt und ganz schön wackelt. Letztlich kommen wir nach 40 Minuten mit vollem Krafteinsatz aber doch noch an
und erst 50 Meter vor Toms Hütte setzt der Regen ein. Das nenne ich mal Maßarbeit!
So richtig weiß ich nicht, was ich erwartet habe, aber Tom lebt sehr spartanisch. Kein Strom, ein Tisch mit ein paar Stühlen, Heiligenbilder und Wahlplakate an der Wand. Der Regen hört schnell
wieder auf und wir beziehen zunächst mal unsere Zelte auf der darunterliegenden Wiese. Einfach, aber zweckmäßig. Eine Nacht mit der dünnen Wolldecke werden wir sicher überleben.
Unter uns: ich komme mir ein bisschen verloren und weiß nicht recht, was wir hier eigentlich machen. Arthur führt uns über die kleine Insel und wir erfahren, dass dies eine von nur 10 bewohnten
Inseln im See ist. Dann setzt die Dunkelheit ein und erst später im Dunkeln wird mir klar, was für eine Pfeife ich in diesem Moment war. Die Leute leben hier halt sehr einfach und tun ihr Bestes
um unseren Aufenthalt angenehm zu gestalten.
Am späteren Abend wird das Essen aufgetischt und es ist sehr, sehr reichlich: Kartoffeln, Reis, Erdnusssoße, Bohnen, Kohl und Krebsfleisch. Besonders Letzteres schmeckt sehr gut und ich esse, bis
ich kurz vorm Platzen stehe.
Zum neuen Morgen nimmt Tom uns nach einem kurzen Frühstück mit auf seine Insel auf einen kurzen Rundgang. Er erklärt uns, wo er geboren wurde und ein Baum zu diesem Ereignis gepflanzt wurde und
wo seine Verwandten auf der Insel wohnen. Mit 74 Jahren ist Tom immer noch sehr rüstig und zum Abschied lernen wir auch noch seine Frau kennen, die in der Nacht zurückgekehrt ist. Dann ist es
Zeit Abschied zu nehmen von Tom's Homestay.
Nun müssen wir den ganzen Weg über den Bunyonyi-See auch wieder zurück paddeln. Marc und ich erwischen diesmal ein stabileres Boot und geben Gas. Es läuft flüssiger, die Sonne scheint und die
Welt ist schön. Ok, am Ende läuft etwas Wasser ins Boot rein, aber wir kommen mit trockenen Rucksäcken wieder in Edirisa an, wo bereits die Autos auf uns warten. Doch bevor wir anlanden, kommen
wir noch bei der berüchtigten Bestrafungsinsel vorbei. Sie ist sehr klein und besteht nur aus Schilf und einem Baum. Hier wurden früher die unverheirateten Schwangeren ausgesetzt. Da sie nicht
schwimmen konnten, starben sie elendig oder wurden von armen Fischern gerettet, die sich keine Mitgift leisten konnten.
Nach so einem traurigem Thema schauen wir doch lieber nach der Zukunft (Jugend), denn der nahegelegenen Schule in Edirisa statten wir noch einen kurzen Besuch ab (soviel Zeit muß sein) und sind
dort natürlich Gesprächsthema Nummer 1. Ein schöner Abschluß von spannenden und ereignisreichen Tagen in Uganda!