Auf bestens ausgebauten Strassen kommen wir gut voran und sind bereits mittags am Kivu-See. Vorher haben wir noch kurz an der Grenze zum Kongo vorbeigeschaut, aber da wuseln doch sehr, sehr viele
Menschen herum, so dass wir uns dort nur ganz kurz aufhalten. Wie schon geschrieben sind auch hier zwischen den Dörfern sehr viele Menschen zu Fuß unterwegs und was zusätzlich noch aufhält: es
ist sehr sauber. Vielleicht auch dem Plastiktüten-Verbot geschuldet, liegt nirgendwo Müll herum. Das ist sehr angenehm.
Aber zurück zum Resort in Kigufi. Es hat einen eigenen Zugang zum Strand und das Essen ist exzellent. So bleibt der Nachmittag zum Relaxen und Vorbereiten auf die kommende Aufgabe (Kajak fahren).
Zum Abendessen gibt es Agatogo, ein lokaler Eintopf aus Kochbananen, Kartoffeln und Rindfleisch. Während das Essen noch nachwirkt, taucht plötzlich aus dem Nichts eine 5-köpfige Tanz- und
Trommlergruppe auf. Nach kurzer Zeit werden dann auch die Besucher aufgefordert mitzumachen. Viele winken ab, zwei trauen sich tatsächlich aufs Parkett. Ich bin natürlich auch dabei :-) Es ist
ungewohnt, anstrengend und macht Spaß.
Um 7.30h beginnt die Einweisung an den Kajaks durch Guide Sebastian. Wir bekommen alle eine Schwimmweste, eine große Flasche Wasser, eine Banane und einen Drybag, damit die wichtigsten Utensilien
trocken bleiben. Ich bekomme einen roten Flitzer und habe die Hoffnung trocken zu bleiben. Selbstverständlich ist das nicht, da gewöhnlich 20% der Touristen ins Wasser fallen. Es ist also
Vorsicht geboten und das Fotografieren auf hoher See bringt mich 1-2 Mal ganz schön ins Wanken.
Zunächst geht unsere Fahrt in Ufernähe Richtung Süden. Heute ist Sonntag und immer wieder bringt Kirchengesang vom Ufer zu uns herüber. Die Aussicht auf die grünen Hänge ist schön und wir kommen
flott voran. Nach 6 Kilometern machen wir auf einer kleinen unbewohnten Insel einen Stop und können uns mit der Banane stärken. Die Hälfte der heutigen Tour haben wir schon geschafft und ich
würde gerne schreiben, dass es leicht und locker geht, aber ganz ehrlich: bei mir gilt Kraft statt Technik. Wirklich elegant ist das nicht. Ganz im Gegensatz zu Antje und besonders Kai. Locker
und schnell gleiten sie durchs Wasser als wäre es das Leichteste von der Welt.
Nun geht die Fahrt weiter Richtung Süden mit Blick auf die beiden markanten Inseln. Immer schön gleichmässig paddeln. Doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Gewitterwolken
ziehen auf und wir stranden am Ufer bei einer Fischerfamilie. Zwei heftige Regengüsse folgen. Beim ersten Mal schützt mich noch ein kleiner Baum, aber beim zweiten Mal sind die Wassermassen
zuviel und es gibt keinen Schutz mehr. Ein kleiner Junge gesellt sich zu mir und wir hoffen beide auf ein Ende des Regens. Unsere Sachen liegen sicher unter den umgedrehten Kajaks, so dass
zumindest diese trocken bleiben.
Mannomann, nichts wie weiter. Als der Regen vorbei ist, gibt es nur noch Vollgas für die letzten 20 Minuten. Alle sollen jetzt einfach Kai folgen. So richtig weit ist es auch nicht mehr, aber der
nächste Schauer kündigt sich bereits an. Geschafft und glücklich geniessen wir unseren überdachten Lunch, während es wieder einmal regnet.
Die Weiterfahrt zur Rushel Kivu Lodge wird nochmal zur 90-minütigen Belastungsprobe für die Autos. Aber der harte Einsatz wird zumindest mit einer wunderbaren Unterkunft belohnt. Eine bezaubernde
Gartenanlage mit Blick auf das kleine Eiland Ile Senyamakoma lässt alle Mühen vergessen.
Auf besonderen Wunsch fahren die Autos leer zurück zum Ressort und wir wählen den Wasserweg per Boot. Das Wetter ist sommerlich und die Aussicht toll. Unterwegs bekommen wir sogar Kormorane zu
sehen.
Zu sechst gehen wir heute die Rückfahrt mit den Kajak an. D.h. es wird ohne große Pause Gas gegeben um in knapp zwei Stunden wieder in Kigufi zu sein.
Drei Begebenheiten sind mir von der zweiten Kajaktour besonders in Erinnerung geblieben:
1)Der Blick auf den aktiven Vulkan Nyiragongo (3470m), der nachts Feuer spuckt und der leider von der Rushel Lodge nicht zu sehen war.
2)Der Blick auf die kongolesische Großstadt Goma, die direkt hinter der Grenze liegt und gerade schwierige Krisenzeiten durchmacht.
3)Die Begegnung mit den Vögeln. Immer wieder rauschen Vögel über meinen Kopf hinweg und durch die fehlenden Nebengeräusche kann ich jeden Flügelschlag bewusst hören. Ein erhabenes Gefühl.
Gegen Mittag sind wir wieder an Land und es ist tatsächlich keiner ins Wasser gefallen.
Dafür habe ich einen heftigen Sonnenbrand auf den Oberschenkeln, da wir ohne Spritzwasserüberzug unterwegs waren und ich die Beine nicht eingecremt hatte.
Heute bleibt der Regen aus und wir können am Strand relaxen und die braunen Greifvögel beobachten, die in der Nähe brüten. Zum frühen Abend setzt wieder Chormusik ein und ich besuche mit Annelie die Chorprobe in der nahen Kirche. Der junge Chor besteht hauptsächlich aus Schülern und Studenten, die wirklich bewegende Musik machen. Wundervoll! Das Kirchengebäude hat allerdings schon bessere Zeiten gesehen, denn es gibt lediglich 5 Holzbänke und weder einen Altar noch ein Kreuz. Deshalb lassen wir dem Chor gerne eine großzügige Spende da. Schade, dass es keine CD zu kaufen gab.
Der kommende Morgen (Dienstag) hat noch zwei Besonderheiten für uns parat. Kurz nachdem um 5h die morgendliche Chormusik aus der Messe herüberschwebt, gibt es ein ziemliches Getrampel und
Gebrüll. Ich denke zuerst an eine Militäreinheit, aber es scheint nur eine Fitnessgruppe zu sein, die sich zu Höchstleistungen anspornt. Nach einem üppigem Frühstück soll unsere Fahrt in den
Osten Ruandas beginnen, doch die Angestellten geben uns noch ein Abschiedsgeschenk mit auf dem Weg und werfen Blüten. So bin ich auch noch nie verabschiedet worden!