Die letzten Dinge sind besorgt und alles ist verpackt. Dann kann das Abenteuer ja starten. Meine Erkältung ist soweit wieder abgeklungen, dass ich mich auch gesundheitlich ganz gut fühle. Am
Flughafen fragt mich ein Angestellter, was ich denn in Addis Abeba wolle. Als ich ihm sage, dass ich nach Nairobi weiterfliege, meint er nur, dass wäre ja was ganz anderes. Wir verabschieden uns
mit einem Grinsen voneinander.
Witzigerweise sitze ich beim Flug nach Addis Abeba neben Hauke und Christiane, und beim Weiterflug nach Nairobi fast neben Andreas, ohne zu ahnen, dass wir die nächsten 16 Tage zusammen
verbringen werde.
In Nairobi kommt dann noch Peter dazu. Es ist sehr warm und die Sonne sehr stark. Im Jeep geht es nun Richtung Norden zur Bantu Lodge. Die Strassenverhältnisse sind teilweise sehr schlecht und
wir werden ordentlich durchgeschaukelt. Mit der Zeit wird die öde Landschaft grüner und hügeliger. Bananen-, Tee- und Kaffeeplantagen säumen den Weg.
Im strömenden Regen erreichen wir die Bantu Lodge (1980m). In der hereinbrechenden Nacht höre ich Affengeschrei aus dem angrenzenden Wald.
Das Wetter ist deutlich besser und ich kann die Lodgeanlage erkunden. Nach einem Einführungsgespräch mit unserem Guide Francis kann die Bergtour beginnen. Auf dem Weg zum Parkeingang halten wir
noch am Äquator und erleben die unterschiedlichen Fliessgeschwindigkeiten der Nord- und Südhalbkugel live.
Nach dem Lunch laufen wir auf 2650m los. Wir folgen immer dem roten Erdpfad, vorbei an Hangeniasträuchen durch den Regenwald. Während Peter vorne weg läuft, lässt es der Rest langsamer angehen.
Viel trinken und langsam gehen ist das Erfolgrezept.
Ein Pavian taucht aus dem Dickicht auf, ansonsten sehen wir nur einige Elefantenspuren. Nach 3,5h erreichen wir das Old Moses Camp (3300m). Ich habe leichten Kopfdruck, ansonsten ist alles okay.
Die ungeheizte Berghütte ist einfach und ausreichend, das Essen wie auf der ganzen Tour hervorragend!
Heute kommt die erste lange Etappe. Es geht zuerst bergauf, dann durch zwei Täler und abschliessend ein drittes Tal entlang. Wir sehen Zebra-, Büffel- und Hyänenspuren. Landschaftlich prägen die hohen Senezien das Bild. Im Mackinder-Tal beginnt es plötzlich zu regnen und meine Hände werden sehr kalt. Nach einem letzten Anstieg stehen wir nach acht Stunden Laufzeit im Shipton's Camp auf 4200m. Nach dem Begrüssungsessen (Fettkringel) ist mir übel und ich übergebe mich. Danach geht es wieder etwas besser und kann wieder essen. Die Höhe macht sich nun durch starke Kopfschmerzen bemerkbar. Heute übernachten wir mit 20 Leute in einem Raum, was dem Erholungsprozess nicht gerade hilft.
Das Panarama am Morgen ist überragend. Alle drei Gipfel Bastian, Nelion und Lenana erstrahlen im Licht, so dass wir im Freien frühstücken. Die Kopfschmerzen sind so schlimm, dass ich eine
Tablette nehme, die auch hilft. Nun umrunden wir einmal die Gipfelkette. Zuerst geht es steil zum Hausbergpass (4600m), dann flink herab zu zwei Bergseen. Beim nachfolgenden Anstieg setzt
plötzlich Hagel ein, der auch nicht mehr aufhört. So geht es bei eingeschränkter Sicht am Felsen entlang und dann hinab zur Mackinderhütte (4200m).
Meinem Kopf geht es etwas besser und alle treibt die Frage, ob wir denn bei dem Schneefall überhaupt zum Gipfel gehen können. Guide Francis beruhigt uns, dass der nächtliche Gipflsturm nicht in
Gefahr sei.
Der Gipfeltag beginnt mit einer unruhigen Nacht. Gegen 2h stehen wir auf und die Kopfschmerzen sind wieder stärker, so dass ich eine Tablette nehme. Fatalerweise ist der Tee ausgegangen, so dass
Andreas und ich heisses Wasser mitnehmen. Um 3h startet die 7-Stirnlampenkarawane Richtung Gipfel. Guide Francis läuft vorne, Assistant Dedun ganz hinten. Die Temperaturen sind überraschend warm.
Wir kommen im konstanten Tempo gut voran und langsam steigen wir am Hang in der Dunkelheit höher. An der österreichischen Hütte rächt sich das eklige Wasser, denn Andreas bekommt Magenschmerzen
und ich muss brechen.
Langsam wird es heller und es ist noch ein gutes Stück bis zum Gipfel. Der gestrige Schneefall macht den Aufstieg nicht leichter und einige Stellen sind durchaus heikel. Francis hilft an einigen
Stellen mit dem Eispickel nach und führt alle Kunden sicher um 7.30h auf den Gipfel. "4985m POINT LENANA" heisst uns das Gipfelschild willkommen. Die Aussicht auf die anderen Gipfel und die
umliegenden Gletscher lässt alle Mühen vergessen.
Um 10h sind wir wieder an der Hütte. Ich bin ziemlich erschöpft und durch das Wasser noch recht angeschlagen, so dass ich nur Obst esse. Ich hoffe, dass der weitere Abstieg neue Kraft gibt. Doch
statt weiter abzusteigen, laufen wir lange am Berghang auf 4000m auf Naturpfaden dahin. Der Weg ist sehr matschig und mühselig.
Alle hängen nun ihren Gedanken nach und ich merke wie es mir langsam wieder besser geht. Am Bach entlang führt uns Francis sicher durch den Dschungel, indem wir sogar einige Tiere entdecken. Die
Met Station liegt mitten im Regenwald und bildet einen würdigen Rahmen für den letzten Abend.
Am Morgen bekommen die Träger ihr verdientes Trinkgeld und wir beginnen bei sonnigem Wetter den Abmarsch Richtung Parktor. Die Natur ist sehr schön und die Luft aromatisch warm. Beeindruckende
Ameisenstrassen kreuzen den Weg und lassen die Artenvielfalt im Regenwald erahnen.
Peter macht die Ankündigung, dass er in zwei Jahren wiederkommen will um die anderen beiden Gipfel zu erklettern. Wir nehmen Abschied von Francis & Co. Das war eine tolle Woche, auch wenn die
Höhe mir ziemlich zugesetzt hat.