Kilimanjaro / Mount Kenya - Oktober 2010

Freitag, 15.Oktober 2010, 5.35h

Ich schleppe mich die letzten Meter Richtung Uhuru Peak. Die nun teilweise auftretenden Koordinationsschwierigkeiten kann ich mit den Trekkingstöcken ausgleichen. Mein Atem rast, seit gut drei Stunden macht sich nun schon die dünner werdende Luft bemerkbar. Bei einem linken Schritt atme ich ein und bei einem rechten aus. Dieses Mantra hilft mir durch die sternenklare Nacht und lenkt etwas von der Tatsache ab, dass der Sauerstoffgehalt hier nur etwa halb so gross ist wie auf Meereshöhe. Während zur Rechten langsam die Sonne aufgeht und dem gesamten Horizont einen roten Schleier verleiht, passieren wir den majestätischen Rebmann-Gletscher mit seiner haushohen Eispracht.
Gut 30 Meter vor mir blitzt ein Fotoapparat und lässt erstmalig den Blick auf unserer Ziel fallen: das weltberühmte Holzschild. Uhuru Peak 5895m, der höchste Punkt Afrikas.
Erschöpft und überglücklich liege ich Andreas, Christiane und Hauke in den Armen. Wir haben es tatsächlich geschafft und stehen heute als zweite Gruppe auf dem Gipfel. Ein kurzer Moment für die verdienten Gipfelfotos ist uns gestattet, dann treibt uns der kalte Wind wieder hinab. Gefühlte -15°C sind es wohl und meine Zehen sind seit gut 2 Stunden taub, die Nase läuft. Seit mein Camelbag eingefroren ist, habe ich nur noch kalten Tee zu trinken.
Während wir nun wieder flott absteigen, steigt die Sonne höher und die Luft wird wieder dicker. Meine Gedanken lassen die letzten Stunden Revue passieren,
- wie Assistant Guide Reginald so ein Mördertempo anschlagen konnte, dass wir über 80 Leute überholt und keine 5,5 Stunden bis zum Gipfel benötigt haben (normal sind 7-8 Stunden für die 1250 Höhenmeter)
- wie sich Andreas am Stella Point (5740m) übergeben musste
- wie Peter dem hohen Tempo Tribut zollen und auf 5550m mit Schwindel aufgeben musste
- wie ich Reginald auf 5600m klar machte, dass wir nun entweder das Tempo drosseln oder ich als Nächster ausfallen werde
- wie ich zwei Tage vorher einen bösen Sturz mit Abschürfungen glimpflich überstanden habe
- wie das Abenteuer vor gerade mal zwei Wochen begonnen hat und aus fünf Fremden eine eingeschworene Gemeinschaft geworden ist

 

 

Das Team

Fünf Leute sind aufgebrochen die höchsten Berge Afrikas zu besteigen. Wind, Wetter und Komfortverzicht formten aus ihnen ein Super-Team:

 

das ostafrikanische Dream-Team
das ostafrikanische Dream-Team
  • Andreas: der Mann mit dem Überblick und der gründlichen Vorbereitung. Er kennt jeden Stein in den Pyrenäen und redet gerne Klartext (Stichwort 1942, "Klagt nicht, kämpft"). Sicherlich ein potentieller Tourenpartner.
  • Peter: der Veteran mit der eigenwilligen Strategie, wenig zu essen und zu trinken, dafür viel zu rauchen. Zäh wie Leder.
  • Christiane ("Jambo-Mama"): der gute Geist der Truppe. Lief eine Woche vor Tourstart ihren ersten Marathon. Nimmt die Eigenarten der Männer mit ihrer Gelassenheit hin.
  • Hauke: hält sich angenehm im Hintergrund, ist aber der klare Kopf der Gruppe. Ein Kamerad, wie man sich ihn wünscht.

 

 

Vielen Dank für die aussergewöhnlichen 16 Tage in Ostafrika! Bleibt wie Ihr seid!