Am frühen Nachmittag starte ich auch direkt mit der ersten Etappe der Wanderung.
Die 25kg Gepäck sind gewaltig. Im Tal ist es zudem noch recht warm, so dass mir ordentlich warm wird. Es geht durch Lava-Felder stetig bergauf. Der Rücken beginnt zu schmerzen und ich mache immer
wieder kurze Pausen um den Rücken zu entlasten. Der kleine Rucksack, den ich vorne trage, ist nicht gerade optimal.
Irgendwann komme ich in die Wolken und es wird empfindlich kalt. Ich ziehe Schal, Mütze und Handschuhe an. Dann kämpfe ich mich weiter nach oben von Wegmarkierung zu Wegmarkierung. Schliesslich
taucht die Hütte aus dem Nebel auf und die erste Etappe ist geschafft.
Am Hang baue ich mein Zelt auf. Es ist sehr windig und kalt, so dass ich alle Heringe mit grossen Steinen beschweren muss. In der Hütte kann ich mich etwas aufwärmen.
Die Nacht war der Horror! Es war sehr kalt und ungemütlich, da das Zelt fast ungeschützt lag. Wenigstens ist das Zelt noch heil. Um 8h laufe ich im Nebel los. Der gleiche Mist wie gestern, immer
den Pflöcken nach. Es geht auf und ab, hauptsächlich über Schneefelder. Die Sichtweite liegt unter 50m. Ich komme an heissen, brodelnden Quellen vorbei und die Luft ist schwefelgetränkt. Einmal
verlaufe ich mich kurz, da keine Markierung mehr zu erkennen ist. Ich komme mir vor wie am Nordpol, nur Nebel, Schnee und ich.
Gegen 11h geht es abwärts ins Tal. Die Sicht wird besser und mir kommen sogar Menschen entgegen! An einer Furt wird es nochmal etwas heikel, aber ich komme heil durch. Unterwegs lerne ich Marcus aus
Melbourne kennen. Wir laufen noch bis zum kleineren Campingplatz 3km weiter. Marcus, der bereits am Mount McKinley war, empfiehlt mir, ich soll doch mal in Chile wandern. Naja, mal sehen.
Am Nachmittag erreichen wir den Zeltplatz und ich finde einen windgeschützten Bereich. Der Rücken schmerzt ziemlich, doch ansonsten gehts prima!
Marcus ist schon weg, als ich aufbreche. Nach kurzer Zeit kommt bereits eine unangenehme Furt, die ich aber mitvollem Einsatz meistere. Meine Wasserschuhe sind suboptimal, da sie eine sehr dünne
Sohle haben und keine Unebenheit ausgleichen. Nach der Furt geht es durch die Steinwüste Emstrur. Hier herrscht ein konstanten Wind. Ich laufe mit Dennis aus der Nähe von Giessen. Er ist bereits zwei
Wochen vor Ort und gibt mir den ein oder anderen Tipp. Ich mache regelmässige Pausen und kontrolliere mein Vorankommen per GPS. Am frühen Nachmittag erreiche ich den Campingplatz und baue mein Zelt
auf.
Beim Zeltplatz ist ein Rundweg zu einem Canyon angegeben. Der Ausblick ist überwältigend. Die Schlucht ist ca. 100m tief und die Sonne bringt alle Farben toll zur Geltung. Wagemutige Schwalben jagen
an den Felswänden entlang. Ich mache viele Fotos.
Es ist echt der Wahnsinn wie facettenreich Island bereits auf diesem kleinen Teilstück gewesen ist.
Morgen sind es nochmal 16km bis Thörsmork, wo der Hauptwanderweg endet.
Heute wird das Wetter super. Zu Beginn geht es direkt auf und ab. Als ich um 11h den Poncho ausziehe, ist alles total verschwitzt, da nichts verdunsten konnte. Ich muss aufpassen, dass ich mich
nicht erkälte.
Ich laufe heute alleine, treffe aber immer wieder drei Pärchen (DEN, ESP und SWE). Eine ordentliche Furt muss noch bezwungen werden und dann beginnt mit den Birkenwäldchen das grüne Tal. War ich in
der Wüste noch im Flow (stetiger, schwerer Schritt im Sand), wird es nun uneben. Ich mache regelmässig Pausen um zu trinken, wann ich ankomme ist ja egal.
Der Campingplatz liegt sehr schön. Ich blicke auf die Gletscher Hrunajökull und Eyjafjallajökull, dazwischen liegt ein grüner Hügel und der Fluss Krossa. Ein fantastischer Ausblick!
Ich bin der Erste, der die Wanderung heute abschliesst :-). 6,5h habe ich gebraucht mit dem ganzen Gepäck. Nach etwas Pause erkunde ich die sehenswerte Umgebung und den Beginn der morgigen Route.
Dann gehts es über den Gletscher bei hoffentlich gutem Wetter.
Das Wetter passt, es ist sehr warm. Ich bin absolut alleine unterwegs, kein anderer Wanderer ist in Sicht. Es sollten auch nur vier Wanderer das gleiche Vorhaben an dem Tag haben.
Den Einstieg ins Godaland, Land der Götter, finde ich problemlos. Mit dem ganzen Gepäck, noch etwa 22kg, nicht ungefährlich, insbesondere die Stellen, die mit Seilen gesichert sind. Ich dachte, es
geht seitlich am Gletscher vorbei, doch das ist ein Irrtum. Es geht immer höher und schliesslich wird es übel. Erst kommt ein heikler Bergkamm und dann ein Monsteransteig durch Schutt und zwei
Schneefelder. Man rutscht ständig weg und kann sich kaum erholen. Als ich oben bin, schwitze und schnaufe ich wie ein Stier. Was kommt denn noch alles? Ohne Stöcke wäre ich hier verloren
gewesen.
Nun geht es weiter über den Gletscher. Ich überhole ein deutsches Paar, das weit vor mir gestartet war. Bei einem Abstieg im Schneefeld rutsche ich weg und kann mich gerade noch so mit dem Stock
festhalten. Vorsicht ist geboten!
Schliesslich passiere ich die beiden Berghütten und kann das Meer am Horizint sehen. Es geht durch steiniges Gelände bergab, Schnee gibt es kaum noch. Allerdings zieht sich die Strecke gewaltig, gute
vier Stunden werde ich bis Skogar noch brauchen.
Eine heikle Brücke muss ich noch überqueren und dann geht es am Fluss entlang, der immer mal wieder einen Wasserfall zu bieten hat. Einmal bin ich noch unaufmerksam und stürze, mit dem Ergebnis, dass
ich eine ordentliche Schürfwunde am rechten Schienbein habe, aber leichte Blessuren lassen sich nicht immer vermeiden.
Gegen 18.30h erreiche ich Skogar, nach über 10h, und bin richtig platt.Das war heute meine Meisterprüfung. Ich kann mir kaum vorstellen ,dass der GR20 auf Korsika noch härter sein kann. Rücken und
Beine schmerzen, die Wanderung ist beendet. Gut, dass ich nicht wusste, wie knüppelhart die letzte Etappe wird.
Am Campingplatz stürzt der Skogarfoss in die Tiefe. Er ist 62m hoch und einer der schönsten Wasserfälle Islands.
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