Heute lasse ich den See hinter mir und treffe auch das erste lebende Rentier. Viele abgeworfene Geweihe hatte ich ja schon an den Vortagen gesehen.
Die tollen Ausblicke auf den Kangrluatsiarsuaq entschädigen für das recht morastige Gelände und die vielen Mücken in den kommenden Stunden.
An einem fantastischen Sandstrand mache ich Mittagspause - so etwas würde man niemals in Grönland erwarten.
Dann folgt ein langer Anstieg aufs Hochplateau. Es wird ziemlich steil und anstregend.
Ich treffe sogar auf zwei Wanderer, die mir entgegenkommen, aber sie sind nicht sehr gesprächig.
Langsam wird mein Wasser knapp, da einige Seen ausgetrocknet scheinen, und an der nächsten Gelegenheit entschliesse ich mich trotz ordentlichem Wind mein Zelt aufzubauen.
Bisher hat alles gut geklappt!
Heute ist der Tag der Tiere: zuerst sehe ich im Fjäll einen Schneehasen, der mit seinem weissen Fell ohne jeglichen Schutz ist, dann einen Adler am Himmel und abschliessend noch den berühmten Arktischen Saibling. Was will man mehr? :-)
Zu Beginn verfolgen mich schon viele Mücken und zu allem Überfluss zerbricht heute auch noch mein Löffel, den ich nur notdürftig flicken kann.
Um 12.30h ist die Hütte Ikkatooq erreicht, wo ich mich kurz im Gästebuch verewige und den etwas gewagten Anstieg beginne.
Nun geht es knapp 3 Kilometer dahin, ehe der steile Abstieg ins Tal beginnt. Hier lauern laut Reiseführer Millionen Moschusochsenfliegen auf mich.
Aber ich habe Glück und letztlich ist es doch nicht so schlimm. Die Querung des Flusses Ole's Lakseelv mache ich an der Brücke, wo ich auf drei nette Tschechinnen treffe, die in die entgegengesetzte Richtung laufen.
An der Hütte Eqalugaarnirfik herrscht akute Wasserknappheit und als ich abends versuche weiteres Wasser zu bekommen, verliere ich im Unterholz leider mein Mückennetz. :-(
Ein Wiederfinden ist leider nicht möglich - das können ja dann noch spannende Tage bis Sisimiut werden!
Heute folgt die Königsetappe. Es geht direkt sehr steil nach oben. Ich habe viel Wasser dabei für den ersten Teil des Tages, wo es keine Wasserstelle gibt.
Es tauchen höhere Berge auf, allerdings sind die im Reiseführer als schneebedeckt beschriebenen Gipfel nur noch einzelne Schneefelder. So erkennt man den Klimawandel also auch.
Die Fliegen nerven gewaltig, denn es ist wolkig und winstill. Ich versuche mein fehlendes Mückennetz durch das Buff zu ersetzen, so dass mir zumindest keine Fliegen in die Ohren kommen.
Ich treffe zwei weitere Schneehasen und nun wird das Gelände schwieriger. Es wird morastig und in hohen Kriechweiden ziemlich undurchsichtig. Einmal verliere ich sogar das GPS-Gerät und bin sehr froh, als ich es nach 15 Minuten Suchen endlich wiederfinde!
Nach 8,5 Stunden habe ich das Tagesziel erreicht. Soweit geht es mir gut und die Essensvorräte werden langsam kleiner, d.h. der Rucksack wird also auch leichter.