Eine lange Busfahrt führt uns aus der Wüste Gobi nach Jiayuguan, wo wir am Abend eintreffen.
Es ist empfindlich kalt in der 300.000-Einwohner-Stadt. Wir sind ja nun noch weiter im Norden und immer noch auf über 1600 Metern.
Bunt beleuchtet ist die Hauptstraße und wir bekommen noch ein leckeres Essen in einem kleinen Restaurant.
Meiner Verdauung gefällt es nicht so gut (es sollte das einzige Mal auf der ganzen Reise sein), aber mit Kohletabletten ist das Problem schnell wieder gelöst).
Es gibt ja auch noch viel zu entdecken in der Provinz Gansu.
Bis zur berühmten Festung in Jiayuguan ist es von unserer Unterkunft nur ein Katzensprung. Trotz der festlichen Woche in China hält sich der Touristenstrom in Grenzen. Auch wenn hier i den letzten Jahren Einiges restauriert und aufgehübscht wurde, tut es dem Gesamteindruck keinen Abbruch.
Im Gegenteil die Ausmaße sind gewaltig: 11 Meter sind die Umgehungsmauer hoch und ich komme mir im Innern etwas verloren vor, im leeren Innenhof unter den riesigen Mauern. Mit einer Fläche von mehr als 33.500 m² ist die Festungsanlage riesig und ich habe kurzzeitig leichte Probleme wieder die Treppe zu finden, die mich von den Befestigungsmauern auf den festen Erdboden zurückführt.
Das Besondere ist außerdem die exponierte Lage. Das ist auch der Grund, warum die Anlage, die seit der frühen Ming-Dynastie existierte nach 1539 erheblich erweitert wurde. Hier war der westliche Eingang ins Reich der Mitte und einer der wichtigsten Wegestationen an der alten Seidenstraße entstanden. Mit den schneebedeckten Qilian-Gebirge in Sichtweite wurde die enge Stelle im Hexi-Korridor geschickt genutzt, um den Zu- und Abstrom zu kontrollieren und sich bestmöglich vor den Mongolen zu schützen.
Eine längere Busfahrt bringt uns nach Dunhuang, unsere letzte Station im Norden Chinas. Es ist eine moderne Stadt mit vielen Einkaufscentern, die natürlich auch von ihrer Geschichte lebt, wie wir noch besichtigen werden. Die Appsala, die hinter ihrem Rücken auf der "Pipa" Musik macht ist allgegenwärtig - als Statue auf der Straße, in unserem Hotel und sogar am Flughafen.
Die Mogao-Grotten sind für mich der Geheimtipp der gesamten Reise. Es ist straff durchorganisiert um den Besuchermassen Herr zu werden und man bekommt zunächst zwei kurze Filme zu sehen (netterweise für uns mit englischer Übersetzung) um auf das Thema eingestimmt zu werden, bevor es mit dem Bus 15km zur Höhenanlage geht.
Nach kurzer Fahrt stehen wir also vor dem riesigen Sandsteinfelsen und können erste Kammern wie Käselöcher erkennen. Über Dunhuang kam der Buddhismus nach ganz China und so blieb es hier auch hängen.
Buddhistische Mönche haben zwischen dem 4. und dem 12. Jahrhundert etwa 1000 Höhlen in die durchschnittlich 17 Meter hohen Sandsteinfelsen geschlagen und mit buddhistischen Motiven verziert. 492 dieser Höhlen sind heute noch erhalten, allerdings sind die Zugangstüren verschlossen und der Guide entscheidet, welche Kammer besichtigt werden darf.
Das Fotografieren ist leider im Innern strengstens verboten, so dass ich lediglich ein Foto vom liegenden Buddha mit seinen 72 Schülern gemacht habe, was als Plakat vor der Höhle zu sehen war. Das war für mich auch die spektakulärste Höhle, wo der meiste Andrang war. Sensationell!
Wir waren bei unserem Besuch in etwa 10 Höhlen, unter anderem auch beim 33 Meter hohen Buddha, die alle beeindruckend waren. Vom Grundprinzip stand meist eine größere Buddha-Figur im Zentrum jeder Höhle (in unterschiedlicher Statur abhängig davon in welcher Zeit die Höhle entstand und welche Phase im Leben des Buddhas dargestellt wurde) mit 1000 kleinen Abbildungen an den Wänden, um die himmlische Zahl darzustellen.
Die Höhlen haben mich schwer beeindruckt und sollten ein Pflichttermin sein, solltet Ihr jemals in diese Gegend kommen. Alleine die Vorstellung, was für eine Arbeit das für die Mönche gewesen sein muss und wie es sich dort isoliert gelebt haben muss, ist sehr spannend.
Doch es geht noch ein Stück weiter nach Westen. Hier gibt es jetzt nur noch Steppe (Kumtagh-Wüste), ehe in der Ferne ein größeres Gebilde auftaucht. Wir haben Yumenguan (das Jadetor) erreicht - den westlichsten Vorposten Chinas an der Seidenstraße. Früher der sichere Hafen, nachdem die gefürchtete Takla Makan Wüste durchquert wurde, stehen heute nur noch Ruinen, so dass nur Zeit für wenige Fotos aus der Ferne bleibt, da wir noch weiter wollen und die Zeit drängt.
Kurz Zeit später erreichen wir eine gut erhaltene Stelle der Chinesischen Mauer aus der Han-Dynastie, der Zeit als die Mauer ihre größte Ausdehnung hatte. Die Überreste eines Signalturms (ein antiker Feuertelegraph) sind hier auch noch zu bestaunen . Ich stehe hier knapp 2500 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, so weit reichte die Befestigungsanlage und so groß war damals schon die Ausdehnung des Landes.
Der letzte Ausflug führt uns zu den Yardangs, einem Wunderspiel der Natur. Ähnlich wie beim Monument Valley auf meiner USA-Tour hat das Wetter, insbesondere der Wind, im Laufe der Jahrmillionen bizarre Steinformationen entstehen lassen.
Wir, schaffen es zum Glück noch pünktlich zum letzten Bus und machen uns nach einer kurzen Entdeckungstour durchs Besucherzentrum auf den Weg.
Im Gegensatz zu den USA fährt man nicht selber und darf auch nicht überall halten. Das Prozedere läuft hier aber auch sehr gut organisiert ab.
Es gibt vier Haltepunkte, wo sich besondere Gesteinsformationen gebildet haben: "Der goldene Löwe begrüßt seine Gäste", "Die Sphinx", "Der Pfau" und "Die Kriegsflotte".
Am besten gefallen haben mir die Sphinx und der Pfau, weil sie direkt ins Auge stehen, auch wenn die Sphinx etwas von der Strasse entfernt steht.
Passend zum Sonnenuntergang haben wir den letzten Aussichtspunkt erreicht und plötzlich rückt die untergehende Sonne und die endlose Weite in der Fokus der meisten Besucher (über das Foto muss ich selber staunen).
Das war ein pickepacke voller Tag mit vielen Eindrücken von tollen Sehenswürdigkeiten!