Auf dem Dorfplatz von Coquenza stärken wir uns mit Frikadellen, Gemüse und Reis. Hoch thront der Vulkan über uns und dem Dorf.
In der Mythologie der Indigen stellt Tunupa eine schöne junge Frau dar, die von den Göttern versteinert wurde, weil sich zwei Clanchefs um sie stritten. In ihrer Trauer vergoss Tunupa Tränen und
Muttermilch - so ist der Salzsee entstanden.
Wenn das nicht mal ein lohnendes Abenteuer werden wird!
Nun laufen wir vom Dorf auf einem steinigen Weg steil bergauf, bis wir 4000 Metern unser Tagesziel erreicht haben. Langsam Schritt für Schritt. Ich ganz am Ende. Ein windiger Parkplatz soll unser
heutiger Zeltplatz werden. Zuvor schauen wir uns noch die berühmten Mumien an.
Und wir reden hier von richtig gut erhaltenen Mumien. Was ich immer ich erwartet hatte, der Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Bis sich der Parkplatz endgültig leert und wir mit dem letzten Zeltaufbau beginnen können, bleibt noch Zeit die nahe Umgebung zu erkunden. Philipp zieht es weit hinauf, während ich in kleinerer
Gruppe Quinoa-Bauern auf ihrem unglaublich steinigem Feld bei der Arbeit zusehe.
Diese Nacht wird kalt, windig und sternenklar werden. Kraft tanken (Spaghetti) für den Gipfelsturm.
Heute geht es sehr früh los. Ein Ei-Brot muß zum Frühstück reichen. Mit kalten Fingern werden die Zelten abgebaut und dann geht es auch um 6.40h auch schon los.
Uns begleitet heute zusätzlich noch der Guide Carlos, der behutsam am Ende läuft und aufpasst.
Ich laufe mit der gleichen Kleidung, die sich bereits auf dem Salar bewährt hat, lediglich Mütze und Handschuhe bleiben zusätzlich an. Kontinuierlich kommen wir höher und finden einen guten
Rhythmus.
Den ersten Aussichtpunkt auf 4300 Metern nutzen wir für eine Pause. Die Aussicht ist überragend. Der Pullover hat seinen Dienst getan und verschwindet im Rucksack. Gute klare Luft und wolkenloser
Himmel begleiten unser Vorhaben.
Auf 4600 Metern gibt es die nächste Pause, hier kehren Ulli und Irene um. Doch auch unsere restliche Sechser-Gruppe spaltet sich wortlos in zwei Gruppen auf. Jeder muss sein persönliches Tempo in
der dünnen Luft finden. Alexander, Philipp und Felix ziehen davon, sie sind sehr flott unterwegs. Mir ist das viel zu schnell. ICh bin froh, irgendwie an Natalie dran zu bleiben. Dieser Rhythmus
geht ganz gut.
Vorne ziehen die Crack davon. Was mich wirklich verblüfft: Felix war noch nie in solchen Höhen unterwegs und trägt auch noch den größten Rucksack. Junge, ist der stark!
Aber das hier ist ja auch kein Wettrennen. Gemeinsam mit Natalie und Carlos komme auch ich am Kraterrand auf 4900 Metern an.
Die Gruppe, die knapp vor uns gestartet war, wird hier umkehren. Wir werden weitergehen und die letzten knapp 280 Höhemeter angehen. Aber zunächst mal gibt es eine Pause zum Kräfte sammeln und
Staunen.
Der Tunupa hat sich chic gemacht für uns, auch wenn kein Sontag ist, und sein Kraterrand strahlt in allen Farbschattierungen, die man sich wünschen kann. Hier sind wir heute zur richtigen Zeit am
richtigen Ort.
Philipp ist inzwischen schon weit voraus enteilt und die anderen fünf Mohikaner gehen langsam und gleichmäßig weiter. Irgendwann fällt die 5000er-Marke, dann wird ein großer Felsbrocken umrundet,
ein weiterer kurzer Anstieg und dann hören wir Flötenmusik.
Das vielleicht höchste Konzert des Tages weltweit veranstaltet Philipp, während wir die Gipfelmarkierung auf 5182m erreichen. Es ist geschafft!
Das rote Stoffstück flattert sanft im Wind. Die Aussicht ist überwältigend und ich drehe ein schönes Gipfelvideo.
Der Abstieg geht über ein großes Geröllfeld. Für die anderen ein großer Spaß, ich finde es einfach nur mühsam und hole mir ein paar blaue Flecken. Man kann nicht alles gut können.
Auf guten Wegen geht es dann zurück zur Mumienhütte, die um 14 Uhr erreicht wird. Meine Wanderschuhe gehen heute in Rente. Sie werden mir stets treue Begleiter, aber jetzt ist Schluß!
Was für ein Abenteuer mit Gipfelglück!