Nun wird es ernst. Teil1 der Aktivitäten steht auf dem Programm.
Zunächst einmal kämpfen wir uns mit dem Bus aus La Paz in die Berge. Auf den höchsten Gipfeln liegt Schnee nach den Regenfällen der letzten Tage.
Die Aussicht ist etwas trüb, als wir vom Cumbre-Pass abwärts fahren, vorbei an einigen Mountainbikern, die hier die Todesstrasse hinabfahren wollen, aber wegen fehlender Sicht mehr bremsen als
radeln.
Gegen Mittag haben wir noch eine wasserunterspülte Stelle mit dem Auto überwunden und stehen im Dorf Chairo auf 1100m. Hier wollen wir unsere Trekkingtour starten.
Vor uns liegen 51km und 4400 positive Höhenmeter. Dass der Trail zum Apacheta-Pass normalerweise andersherum gelaufen wird, sei hier nur am Rande erwähnt. Wir wollen es ja anspruchsvoll
haben.
Bevor es vom kleinen Dorf Chairo aus losgeht, bekommen wir noch ein Mittagessen. Es schüttet aus Eimern. Mir ist ein bisschen bange um meinen Schlafsack, denn drei nasse Nächte wären nicht gerade
optimal. Wie immer hat Alexander eine Lösung und organisiert mir eine Extra-Plane. Damit sollte es gehen.
Direkt am Ortseingang führt der Trail steil bergauf. Also Regensachen an und los!
Rechts und Links des Weges herrscht dichter Bewuchs und so manches Mal muß man einem Ast auf Kopfhöhe ausweichen. Der Weg ist matschig, aber gut begehbar. Aufgrund der (verhältnismäßig) niedrigen
Höhe ist es auch nicht sonderlich kalt, nur nass.
Und so wird das erste Schwitzen auch mit einer kollektiven Kleidungsoptimierung quittiert. Ab jetzt laufe ich mit Regenschirm und T-Shirt weiter. Irgendwann wird der Regen dann weniger und an
ausgewiesenen Stellen kann man die gegenüberliegenden grünen Hängen in den Wolken bewundern. Ist das verwunderlich, dass dieser Abschnitt Yungas Wolkenwald genannt wird???
Eine wirkliche Pause machen wir unterwegs nicht. Jeder geht in seinem Tempo und so findet sich jeder mal vorne und dann wieder weiter hinten in der Gruppe.
Ich bestaune noch drei leuchtend rote Schmetterlinge, während der Rest schon enteilt ist. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die besondere Freude bereiten.
Um 18 Uhr erreichen wir unseren Zeltplatz an der Japaner-Wiese. Auch wenn der Japaner Tamiji Hanamura inzwischen verstorben ist. Wir staunen über die vielen Tiere und ich bin dankbar für trockene
Wechselkleidung. Nur ein Moskito hat mich an der Hand erwischt - eine gute Quote.
Nachdem die Zelte stehen, gibt es ein leckeres Abendessen und eine geruhsame Nacht. Es ist sehr ruhig und riecht nach Maultier, nur das Plätschern des Regens ist zu hören.
Beim ersten Mal dauert alles etwas länger, aber um 8.45h ist alles verpackt und es kann frischen Mutes auf die zweiten Etappen gehen.
Heute geht es viel Auf und Ab, ohne dass wir weiter an Höhe gewinnen werden.
Endlich herrscht endlich mal gutes Wetter. Genau die richtige Zeit für viele gute Fotos. Heute fallen besonders die vielen exotischen Blumen ins Auge, ehe sich die Wasserfälle quasi
aufdrängen.
Am Campingplatz San Francisco herrscht Waffenverbot und wir nutzen die angebotenen Tische für eine ausgiebige Mittagspause. Es gibt Quinoa, Käse und Tomaten, bei einer ausgezeichneten
Aussicht.
Zweimal queren wir den Fluß Illampu über Hängebrücken, als dann doch wieder der Regen einsetzt. Es wäre ja auch zu schön gewesen ...
Zum Glück ist der Unterschlupf Buena Viesta nicht ,mehr weit und wir sitzen den Schauer aus, während uns die Maultiere einholen.
Kurz hinter der dritten Hängebrücke ist das Tagesziel erreicht: Villa Loa Camping.
Das Zelt steht schnell auf einem schönen Platz am Hang und Felix hat die Technik voll im Griff: 18km und fast 1000 Höhenmeter haben wir heute zurückgelegt.
Während wir auf der provisorischen Bank sitzen und die Motten in Scharen um die Glühbirne kreisen wird mir klar: das ist es. Leben in der Natur und die Konzentration auf das Wesentliche.
Überraschenderweise hat es wieder mal geregnet. Noch ahne ich nicht, was heute noch passieren wird.
Zunächst mal gibt es Haferbrei zum Frühstück. Der wärmt und gibt Kraft.
Heute wollen wir von 2100m auf 3600m aufsteigen und das bei richtig miesem Wetter.
Also Regensachen an und los. Auf schmalen Pfaden geht es konstant bergauf. Eine richtige Pause machen wir erstmal nicht, dazu ist das Wetter zu schlecht. Mein Regenschirm will auch nicht mehr,
aber zum Glück kriegt ihn Felix mit Tape geflickt.
Und so laufe ich bis zum Challapampa Campingplatz durch. Hier gibt es trockene Unterstände. Erstaunlich mit wie wenig man zufrieden sein kann.
Zum Mittag gibt es Thunfisch, Reis und Gurke. Es klart sogar kurzfristig auf und wir laufen weiter, schließlich liegen noch 600 Höhenmeter vor uns.
Die Baumgrenze ist nun längst überschritten und karge Andenwiesen bestimmen das Bild. Der über 500 Jahre alte Steinpfad bringt uns immer höher, ehe wir endlich in Alojamiento Chucura
stehen.
Philipp war schon weit enteilt und stimmt mir sofort zu, dass wir heute nicht zelten werden. Netterweise können wir im alten Schulgebäude übernachten. Dort ist es zwar kalt, aber zumindest
trocken.
Am späteren Nachmittag gesellen sich noch zwei Franzosen zu uns. Sie kommen von oben und wollen auch dem Regen entfliehen. Also, hereinspaziert in unser Massenlager.
Erstaunlicherweise ist mein Schlafsack beim Transport trocken geblieben. Immerhin etwas und ein warmer Schlafsack ist ein großer Pluspunkt.
Nach dem frühen Abendessen geht es in die Liegelage. Die letzte Etappe, 1200 Höhenmeter und der hohe Pass liegt noch vor uns.
Als ich nachts einmal raus muss, habe ich ordentliche Kopfschmerzen und einen klaren Sternenhimmel über mir. Tausende Sterne glitzern am Firmament. Es geht doch!
Die Nacht war richtig schlecht. Ich bin erkältet und der Kopf schmerzt. Ich entscheide mich meine erste und einzige Kopfschmerztablette im Urlaub zu nehmen. Zum Frühstück gibt es ausgerechnet
Fettkringel. Seit ich mich in Kenia deswegen übergeben habe, ein Tabu und so verzichte ich auch heute lieber darauf.
Es geht bei bestem Wetter das Tal weiter bergauf. Vereinzelt stehen rechts und links noch einzelne Häuser. Das Aussicht ist super und einzelne Vögel (Andengans und Ibis) zeigen sich. Vor mir
laufen Ulli und Irene.
Der Weg ist hier nicht mehr zu übersehen, breit und steitg geht es höher. Eine alte Frau bringt ihre Kleidung mit einer Schubkarre zum Bach, dann haben wir mit Estancia Samana Pampa das letzte
Haus hinter uns gelassen.
Bei einer Lamaherde machen wir eine kurze Rast. Um un sehen wir alte Steinmauern, hier muss mal eine gewaltige Anlage gestanden haben. Die Wolken aus dem Tal ziehen herauf und es wird deutlich
frischer. Jeder geht sein eigenes Tempo und auf 4300 Metern wird die Mittagspause eingelegt. Es geht Pasta vor dem Pass.
Jetzt wird die Luft dünn. Beim Abnehmen bricht mir die Sonnenbrille einfach entzwei. So ist es beim Abenteuerurlaub, auch das Material leidet. Also schnell die Mütze auf und Handschuhe
angezogen.
Philipp ist weg (nachdem er eine Diretissima gewählt hatte) und irgendwann schließt von hinten auch Alexander zu mir auf. Weit kann es jetzt nicht mehr sein. Noch zwei Kurven und dann stehen wir
alle oben. Yeah!
4890 Meter. Jetzt nur noch zum Cumbre-Pass, wo das Auto auf 4600m auf uns warten soll.
Eine Stunde später sind wir im Hotel und geniessen die erste Dusche seit Langem.
Felix' HighTech-Uhr hat unseren Trip in einem kleinem Video zusammengefasst. Das Ergebnis ist beeindruckend.
Das erste Abenteuer war ein voller Erfolg!