Der erste Eindruck in Bolivien ist die Landung in Santa Cruz, Boliviens größter Stadt. Nach einer langen Nacht im Flugzeug trete ich auf die Gangway und es schüttet aus Eimern.
Toll, dafür bin ich um die halbe Welt gereist, denke ich noch und eile schnell in das Flughafengebäude. Zunächst mal muß ich ja sowieso die Einreiseformalitäten erledigen und dann sehen wir
weiter.
Ulli habe ich bereits am Madrider Airport als Mitreisenden ausgemacht, als ich einen verblüfften Belgier ansprach, ob wir die nächsten Tage gemeinsam verbringen. Er wollte sich allerdings als
Einzelkämpfer in Bolivien durchschlagen.
Felix und Natalie hatte ich bereits in Frankfurt bemerkt. Sie gehören ebenso zur Reisegruppe wie Ullis Lebensgefährtin Irene und der Schweizer Philipp, der sich mit mir zwei Wochen lang ein
Zimmer oder Zelt teilen wird und ein ausgesprochen
angenehmer Zimmerpartner sein wird.
Auf dem kurzen Flug nach La Paz lassen wir den Regen glücklicherweise hinter uns und kommen bei erhofft gutem Wetter auf über 4000 Metern an. Unser Guide Alexander erwartet die kleine Reisegruppe
bereits und ist unter den wenigen Wartenden kaum zu übersehen. Ein ganzes Stück größer, durchtrainiert und mit Sonnenbrille, so wie man sich einen Schweizer Bergführer vorstellt. Das Gepäck ist
schnell verstaut und bevor es hinab nach La Paz, einer der höchstgelegenen Großstädte der Welt geht,
können wir erstmal den Blick von oben auf den Kessel der Millionenstadt geniessen. Gewaltig, welche Ausmaße die Stadt des Friedens hat. El Alto, die Millionenstadt oberhalb von La Paz, ist die
wohl am schnellsten wachsende Stadt von ganz Bolivien
und so leben in den beiden Städten rund ein Viertel der ganzen Landesbevölkerung.
Die Weiterfahrt zu unserer Unterkunft, Estrella Andina, gibt schon einmal einen Eindruck in das quirlige und leicht chaotische Leben der Hauptstadt. Wie erwartet ist es eine ganz andere Welt als
in Europa.
Das Hotel erweist sich als richtig nette Unterkunft mit netten Zimmern, gutem Frühstück und schönem Ausblick auf die Stadt. Die Bemalung der Wände ist sehr aufwändig und scheint schöne
Naturlandschaften. Hier kann man es aushalten!
Fast noch wichtiger ist die zentrale Lage und so haben wir zunächst 1,5 Tage um die Stadt besser kennenzulernen und uns etwas zu akklimatisieren.
Alexander führt uns erstmal zum zentralen Plaza San Francisco, der für uns immer wieder eine Anlaufstelle sein wird. Hier steht nicht nur die große gleichnamige Kirche, sondern auf dem Platz gibt
es auch Geldwechsler und unterschiedlichste Künstler zu bestaunen. Der Jetlag hält uns nicht davon ab, mit einer der neuen Seilbahnen (Teleferico) an den Kesselrand zu schweben. Hier ist heute
Markt und es ist total unübersichtlich. Hier gibt es so ziemlich alles zu kaufen, was man sich vorstellen kann:
diverse Autoteile, Kleidung, Obst, Spielzeug etc. Einen Elefanten habe ich zwar nicht gesehen, aber auch das hätte mich wohl nicht verblüfft.
An den beiden Abenden in La Paz lernen wir die gehobene Küche kennen. Lamafleisch ist ein echter Tipp und das Napoleon unser beliebtestes Dessert. Eine echte Granate!
Am zweiten Tag lernen wir die Stadt noch besser zu Fuß kennen: Paseo El Prado (die Hauptstrasse der Stadt) und der beeindruckende Plaza Pedro Murillo mit dem Parlamentsgebäude, der Kathedrale und dem Präsidentenpalast. Wir kämpfen uns weiter bergauf zu einem schönen Aussichtpunkt mitten in der Stadt. Die Fernsicht, auch auf den Illimani, La Paz' Hausberg, lädt uns zum Verweilen ein, ehe wir wieder Richtung Innenstadt aufbrechen und im Mercado Artesania bei einer Garküche Mittag essen.
Der Nachmittag steht zur freien Verfügung und es regnet heftig. Da bietet sich doch eher eine Indoor-Aktivität an und so folge ich Philipp ins Instrumentenmuseum.
Das "Museo de los Instrumentes Musicales" befindet sich oberhalb der Innenstadt (Jaen 711) und lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Der Eintritt ist lächerlich gering.
Initiiert durch Charangomeister Ernesto Cavour kann man in 16 Räumen nicht nur diverse spannende und kuriose Instrumente bestaunen, sondern es gibt auch Einiges zum Selberausprobieren.
Und das macht den Besuch zu einer echten Gaudi.
Während ich nur ein bisschen herumklimpere, hat Philipp den Bogen schnell raus. Egal ob am Klavier oder an den Blasinstrumenten. Das hört sich richtig gut an. Auf dem Rückweg zum Hotel hat dann
auch die Franziskaner-Kirche geöffnet und ich kann mir ein eigenes Bild machen, wie hier die Religion gelebt wird.
So haben wir den Nachmittag doch sehr schön verbracht.