Unterwegs in Estland

Die Hauptstadt Tallinn

Netterweise hat uns Zita alle mit Stadtplänen ausgestattet und so laufen wir bestens ausgerüstet Richtung Altstadt. Das Wetter ist heute auch freundlicher. Dann kann es ja nur ein schöner Tag werden.

Als erste Landmarke fällt das Hotel Olümpia ins Auge. Weit überragt es die Umgebung und sollte als Rettungsanker dienen können, wenn man sich völlig in der estnischen Hauptstadt verirren sollte. Erbaut wurde es anlässlich der Olympiade 1980 in Moskau, denn die Ruderwettbewerbe wurden damals in Tallinn ausgetragen.

Die berühmte Altstadt Vanalinn erreichen wir über den südöstlichen Zugang, wo auch das Opernhaus liegt. Wir halten uns in westlicher Richtung und kommen zum Freiheitsplatz.

Was mir da schon auffällt: 

- die Stadt ist erfreulich menschenleer dank fehlender Kreuzfahrtschiffe

- die Stadt ist sehr sauber und die Bausubstanz gut erhalten

- es gilt einige Höhenmeter zu bewältigen und viel Kopfsteinpflaster zu laufen

 

Über den Freiheitsplatz geht es in die Obere Stadt mit Schloß, der Ritter- und Domschule von 1319, der Domkirche und der Alexander-Newski-Kathedrale. Als wir diese kurz besichtigen (absolutes Foto-Verbot) und ich dem bunten Treiben staunend folge, öffnet sich plötzlich die vergoldete Altartür und der Patriach betritt samt Gefolgschaft die Kirche. Lauter Gesang setzt ein und ich fühle mich wie in eine andere Zeit versetzt. Bis heute frage ich mich, ob das totaler Zufall war oder von Zita so geplant wurde. Es war auf jeden Fall das erste Highlight.

 

Der Domberg Toompea bietet außerdem tolle Aussichtsplateaus, die etwas versteckt liegen und auf jeden Fall einen Besuch lohnen. Über den langen Domberg (pikk jalg) geht es hinunter in die Untere Stadt, wo in den schmalen Gassen die Katharinengilde liegt und sich auch historische Gildehäuser bestaunen lassen.

 

Nachdem die offizielle Führung beendet ist, geht es nordwärts weiter. Über den Wehrturm "Dicke Margarete" verlasse  ich die Altstadt und laufe bis zum Wasser. Helsinki kann ich zwar auf der andere Seite des finnischen Meerbusens nicht erkennen, aber der Fußweg Richtung Lennusadam ist bei Sonnenschein dennoch sehr angenehm.

Da mir mein Reiseführer das Viertel Kalamaja so angepriesen hat, durchstreife ich es auf dem Rückweg zum Hotel. Es ist ganz nett, aber als Hipsterville würde ich es nicht unbedingt bezeichnen. An der Johanneskirche biege ich dann nochmal falsch ab und mache noch ein paar Extra-Meter, die mir dafür das "normale" Stadtleben in Tallinn näherbringen. Letztlich war es ein schöner, 17km langer Streifzug durch die estnische Metropole.

 

Der Kurort Haapsalu

Die Reise geht weiter Richtung Inseln und im Kurort Haapsalu gibt es etwas zu entdecken, deshalb machen wir hier eine Pause.

Zwar wird der Bahnhof schon länger nicht mehr zum Transport genutzt, aber wenn man den längsten überdachten Bahnsteig Europas hat (immerhin schon 1907 errichtet), dann kann man diesen auch als  Freilichtmuseum stehen lassen.

Über das Gelände der Burgruine, mit der Legende der Weißen Dame (ein eingemauertes Mädchen), erreichen wir nach kurzem Fußweg bereits die Promenade mit dem schönen Kursaal. Hier weht heute kein Wind und es ist doch sehr warm. 

Wegen dem gesunden Klima hatte hier auch der Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski ein Sommerhaus (es ist das gelbe Haus auf den Bildern). Ob er allerdings wirklich in Haapsalu an seiner 6.Sinfonie komponierte, lässt sich nicht mehr bestimmen. Ihm zu Ehren wurde am Rande der Promenade auf jeden Fall eine musikalische Bank errichtet.

Auf der anderen Seite der Promenade steht am Ende, nahe dem kleinen Sandstrand, ein Aussichtsturm. Den kann man besuchen, aber Pflicht ist das nicht.