Am 27.Mai reiste ich nach Köln um mir, trotz ChampionsLeague-Finale, The Enemy anzusehen.
Warum ich auf Manchester United und Barca verzichtete, möchte ich gerne erläutern, falls Ihr noch nie etwas von ihnen gehört habt.
The Enemy wurden berühmt durch ihren Ausspruch: "Wir kommen aus Coventry, da gibt es nicht viele Möglichkeiten. Entweder du besäufst dich und hast einen Scheissjob, oder du gründest eine Band."
Also gründen Liam Watts, Andy Hopkins und Tom Clarke The Enemy.
Kurze Zeit später haben sie einen Vertrag mit dem Major-Label Warner und ihr Album "We'll Live And Die In These Towns" geht in England auf Platz 1 der Charts. Sie spielen im legendären Londoner
Astoria sechs ausverkaufte Shows in sechs Tagen und touren im Vorprogramm von Oasis und Rolling Stones.
Nun sind sie mit ihrem zweiten Album "Music for the people" zurück in Deutschland.
Welcher toller Abend folgen sollte, konnte ich nicht ahnen, als ich in Köln am Luxor eintraf. Drummer Liam Watts, der sehr dünn und klein ist, und Bassist Andy Hopkins geben vor dem Nightliner Autogramme. Im Club geht es entspannt weiter. Die Mainzer Vorband Auletta sitzt am Nebentisch. Um 21h gehts los und nach zwei Liedern finde ich sie sogar ganz gut. Dem Sänger fällt zweimal das Mikro runter, aber ansonsten ist es ein schöner Einstimmer.
Um 22:08h betreten The Enemy die Mini-Bühne. Sänger Tom Clarke sieht etwas unausgeschlafen aus und ist ziemlich klein. Grösser als 1,60m ist er wohl nicht, denn obwohl er auf der Bühne steht, ist
er nicht viel grösser als ich. Stilecht in Lederjacke geht es direkt mit "Away from here" los. Das ist ja ein cooler Start, es geht direkt mit meinem Lieblingslied los :-). Knappe 2m stehe ich vor
der Bühne. Sehr viele Britten sind da, um ihre Helden zu feiern. Alle Fans sind glücklich und benehmen sich anständig.
Nun folgen im steten Wechsel alte und neue Lieder. Die Musikanlage ist manchmal etwas überfordert. Es rauscht und fiept gewaltig. Doch das tut dem Gefühl etwas besonderes zu erleben keinen Abbruch.
Bei "Aggro" flippt die Menge aus. Es ist sehr laut und es klingt nach dreckigem, ehrlichem Rock. In England wären vermutlich mindestens zehnmal soviele Leute da. Ich empfinde es als grösses Glück sie
in diesem intimen Rahmen erleben zu dürfen.
Von ihrem Hit "We'll live and die in these towns" spielen sie eine Akustikversion. Jeder hört andächtig zu und mag mir gar nicht vorstellen, was aus diesen Rohdiamanten geworden wäre, wenn sie keinen
Plattenvertrag hätten. Selten hat ein Text so gepasst! Aber glücklicherweise haben sie ja sogar einen Majordeal :-)
Unterhaltsam geht es weiter. Andy Hopkins hat sich von seiner Trainingsjacke getrennt, nur Sänger Tom Clarke spielt weiter in Lederkluft. Zum Abschluss gibt es noch drei Knaller "You are not alone",
"It's not okay" und "Had enough", bei denen vollen Einsatz gebe. Dann ich Schluss und alle Zuschauer strahlen. Wie geil war das denn???
Eine gute Stunde hat das Konzert gedauert. Bei zwei 35-Minuten-Alben kann man wohl auch nicht mehr erwarten. Ich habe kein Lied vermisst.
Mit dem Auto geht es zurück Richtung Ruhrgebiet. Als ich in der lauen Sommernacht über die Deutzer Brücke fahre, sehe ich hinter mir den erleuchteten Dom und wir geben uns ein Versprechen: solange es
so tolle Abende mit überragenden Bands in Köln gibt, werde ich wieder kommen. Ganz sicher!