Anmerkung: die Qualität meiner "Arcade Fire"-Videos war nicht besonders toll, so dass ich externe Videos verlinkt habe, die die Faszination der Band prima wiedergeben.
Als im August bekannt wurde, dass Arcade Fire nach 2007 wieder mal nach Deutschland kommen würden, entfuhr mir ein begeistertes "Endlich". Das wurde aber auch Zeit, dass sich eine der
innovativsten Bands der Welt wieder mal blicken lässt. Noch dazu mit dem neuen Album "The Suburbs" im Gepäck. Nach mehrmaligen Hören war ich mit dem Ergebnis auch sehr zufrieden.
Ausgerechnet am 29.11. kam es dann mittags zum befürchteten Wintereinbruch und dem obligatorischen Chaos auf den Strassen. Nur gut, dass das Konzert nicht Köln stattfinden würde, sonst hätte ich
es wohl verpasst. Im Stop&Go ging es Richtung Düsseldorfer Süden und gegen 19.15h war ich endlich an der Philipshalle. Da offensichtlich noch andere Leute im Verkehr stecken geblieben waren,
ergatterte ich noch ein Bändchen für den vorderen, abgesperrten Bereich. Bingo, dann hat ja alles noch ein gutes Ende!
Damit es ein kanadischen Abend wurde, kam die Vorband "Fucked Up" direkt mit aus Übersee. Das Hardcore-Punk Sextett aus Toronto eröffnete den Abend und mit Sänger Damian Abraham haben sie
jemanden, den man nicht so schnell vergisst: kahl rasierter Schädel, Rauschebart und ordentliches Übergewicht. Der Auftritt sollte eine One-Man-Show werden: nach dem zweiten Song trennte sich der
Sänger von seinem T-Shirt, lief die ganzen Zeit durch den vorderen Zuschauerraum und schrie seinen Text. Zeitweilig spielten die anderen Fünf eine Art Instrumentalkonzert. Dass die Band bei MTV
Canada bereits ein Live-Konzert gespielt hat und mit Korn auf Tour im Balkan war, zeigt deren Potenzial. Während der Rest mit dem Umbau beschäftigt war, lief Damian noch durch den Zuschauerraum,
so dass ich ihm auf die Schulter klopfen konnte.
Dann ging es endlich los und ich tippte auf "keep the car running" als Startlied. Das Oktett aus Montreal betrat die Bühne und wählte "ready to start" vom neuen Album. Da hätte ich auch drauf
kommen können :-). Und los ging das musikalische Feuerwerk. Es trifft zu, was ein Journalist in der BBC-Dokumentation über Arcade Fire sagte, da stehe eine Armee aus sehr guten Musikern auf der
Bühne. Die Bühne ist voll mit Leuten, die richtig Lust an ihrem Job haben. Meine Augen haben Mühe alle Eindrücke aufzunehmen, denn überall passieren lustige Dinge: Sarah Neufeld feuert die Leute
zum Klatschen an, Wiliam und Jeremy halten sich im hinteren Teil noch dezent zurück, während Frontmann Win Butler zu Beginn deutlich im Mittelpunkt steht.
Mit "keep the car running" ging es weiter und so langsam setzten sich die Eindrücke, was hier abging und ich konnte den Blick aufs Detail verschieben: Win und Sarah haben sich jeweils eine
Schläfe ganz kurz geschnitten. Teilweise feiert jeder Musiker seine eigene Interpretation beim Spielen und ich kann mein Grinsen gar nicht mehr abstellen. Régine Chassagne, die Ehefrau von Win,
hat auf dem neuen Album auch zwei Haupt-Gesangsparts und kann mich bei "Sprawl II (mountains beyond mountains)" voll überzeugen. So macht der neue 80er-Jahre-Song richtig Spass und ist inzwischen
mein neuer Lieblingssong. Anschliessend sitzt sie am zweiten Schlagzeug um die nächsten Songs zu begleiten. Neben der Innovation und dem Spass ist es die musikalische Vielfalt jedes Einzelnen,
die mich vollauf begeistert. Mit "month of may" wird das Tempo wieder erhöht und erreicht mit "Rebellion (lies)" seinen Höhepunkt. Mitten im Song springt William Butler mit seiner Trommel von der
Bühne ins Publikum, um da wild auf sein Instrument einzuschlagen.
Nach einer kurzen Pause folgen die Zugaben und alle Zuschauer sind vollauf begeistert. "Intervention" ist gut, aber gefällt mir auf der Platte noch etwas besser. Bevor das Konzert zuende geht,
bedankt sich Win für den grandiosen Abend und dass ein Euro pro Karte an die Haiti-Hilfe gespendet wird. Nun stehen grosse Trommeln auf der Bühne und der Abend kann ja nur mit "Wake up" zuende
gehen. Natürlich ist es auch so! Band und Publikum geben nochmal alles und beenden ein grandioses Konzert.
Ich bin glücklich und dankbar dabei gewesen zu sein, wenn die vermutlich innovativste Band der Welt auftritt. Auch wenn ich gerne noch "Neon bible" gehört hätte. Win's Worte "thank you for
coming, we are coming back soon" machen Hoffnung auf mehr. Bitte lasst Euch nicht zuviel Zeit. Jederzeit wieder!!!